Pommel2K - laufkultur.de

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Auch "für lau" ist Gold wert!
Pommel2K - Wintereinbruchs-Edition oder:
Wo geht's denn hier zur Reha?
1. Chronologie der Reha
Samstag, 17. März 2018 - irgendwann kurz nach dem Mittag

  • Ein leichtes Ziehen im Rücken macht sich bemerkbar; nix Schlimmes! Ich lege mich auf die Matte, um mich locker zu dehnen

Samstag, 17. März 2018 - gegen 18:00 Uhr

  • Ankunft in meiner alten Heimat; leicht schmerzverzerrt schiebe ich mich aus dem Auto. Später überlebe ich auch - im Wohnzimmer meiner Eltern liegend, mit Kirschkernkissen erwärmt - klaglos Florian Silbereisen und "Die große Schlagerüberraschung"! Angesichts dessen muss es mir "extrem schlecht" gehen!

Sonntag, 18. März 2018 - 6:30 Uhr

  • Ich rolle mich vorsichtig aus dem Bett (was nicht bedeutet, dass ich danach auch stehe!)

Sonntag, 18. März 2018 - 6:35 Uhr

  • Ich stehe - fast aufrecht! Immerhin!!

Sonntag, 18. März 2018 - 8:30 Uhr

  • Ich bin in Pommelsbrunn angekommen. Ein leichter Jog vor zur tief verschneiten B14 verheißt nichts Gutes! Ich entscheide:
    1. Entweder laufe ich nur einen Kilometer und breche dann ab;
    2. Oder ich laufe die 1. Runde und breche dann ab
    3. Wenn ich nicht abgebrochen habe, dann gibts auch ein Finish!

Sonntag, 18. März 2018 - 14:40 Uhr

  • Variante C) Finish!
2. Chronologie des Wetters
Sonntag, 25. Februar 2018

  • Ein polares Hoch über Europa hält auch Deutschland in Atem. Temperaturen im negativen 2-stelligen Bereich; nur noch die ganz Alten unter uns können sich an solche Temperaturen erinnern.

Montag, 5. März 2018

  • Der Winter 2017/18 ist Geschichte; ich trinke Sekt in den Grünanlagen der Fellbacher Sauna F3 und genieße meinen Geburtstag im Freien.

Dienstag, 6. März - Freitag, 16. März 2018

  • Temperaturen bis zu 15 °C lassen eigentlich auf einen sonnigen Lauf in Shorts und leichtem Oberteil hoffen; doch die Vorhersagen verheißen das Gegenteil!

Samstag, 17. März 2018

  • kalt, doch trocken

Sonntag, 18. März 2018


Kurzfristig entscheide ich mich wegen des zu erwartenden Tiefschnees noch für den "Mutant" von la sportiva, den ich eher zufällig mit mir spazieren fahre.  

(*) übrigens ist das Klima Shirt im Ziel "brottrocken" wie nicht getragen, was entweder an meinem mangelnden Einsatz liegen muss oder an der Qualität des Produkts!
Das Rennen: Nordschleife GUZ
Mit einem "Wer jetzt meint, dass es 9:00 Uhr ist!" schickt uns Gerhard auf die Strecke. Ich laufe los, erstens, weil mir kalt ist, zweitens, weil mein Rücken nach Bewegung schreit und die kurz nach dem Start anstehende Steigung Linderung für beide Leiden verheißt.

Sören erlöst mich schnell von der Last der Poleposition, doch auch er wird bald von Simon abgelöst, der nach Stefan Helbigs Absage heute mein Topfavorit ist und dieser Bürde auch gerecht wird. Über lange Zeit kann ich ihn in Blickkontakt halten, bis mich ein tief hängender Ast von meiner Mütze und Laufbrille befreit, Bücken geht heute leider gar nicht gut. Trotzdem habe ich Spaß am Lauf über die kaum verspurten Trails (vor mir befinden sich ja auch nur 2 Läufer), versinke mal in kniehohen Schneewehen, wackle über holprigen, gefrorenen Morast oder genieße einfach die 5 cm Pulver auf fluffigen Pfaden.

Nach 68 Minuten ist die 1. Runde Geschichte und ich finde mich am versperrten Bus von Gerhard ein, greife zu meiner Verpflegung im eigenen Auto (Haferschleim und Ingwerwasser) und mache mich gemeinsam mit Sören auf die Südschleife.
Rennen: Südschleife UZ
Die Südschleife beginnt - egal in welcher Richtung man sie in Angriff nimmt - erst mal mit einem Steilanstieg!

Bis zum Hochberg "plätschert der Weg so dahin", doch wer sich beklagen will, sollte bedenken, dass wir bei weitem nicht als Erstbesteiger des imposanten Felsens in die Geschichte eingehen. Vermutlich war hier schon vor knapp 5000 Jahren in der Jungsteinzeit eine bedeutende "schnukeramische Höhensiedlung", ehe er als "Akropolis der Kelten" als Opferplatz Bedeutung fand. Ein wenig bedächtig sollte deshalb auch der Schritt des Trailrunners auf diesem historischen Boden gesetzt werden.

Rutschig und steil abwärts, vorbei an der Kapellenruine "Zum heiligen Baum" und hoch zur Houbirg auf die imposante Ringwallanlage. Das holprige Steinwerk unter glatter Schneedecke kommt nicht von ungefähr; es handelt sich um die Überreste einer sog. "Murus gallicus", einer keltischen Trockenmauer ums "Oppidum" (Siedlung), die also nicht nur unser Vorwärtskommen erheblich beeinträchtigt, sondern schon die Eroberungszüge Caesars Einhalt gebot, wie er vor fast 2000 Jahren in seinem berühmten "De bello gallico!" beschrieb.

Mir ist das heute ziemlich "wurschd", nötigt mir das holprige Geläuf doch ständige Ausgleichsbewegungen mit dem Oberkörper ab und schießt mir permanent Pfeile heftigen Schmerzes in meinen unteren Rücken. Markus schließt von hinten auf mich auf, während sich Sören wieder mal nach Vorne verabschiedet, jedoch den Abzweig in Reckenberg verpasst und von da an nicht mehr zu sehen sein wird. Mein Ruf hinter ihm her kann leider gegen den hier vorherrschenden äußerst strengen Gegenwind überhaupt nichts ausrichten.

Gemeinsam kämpfe ich von nun an mit Markus gegen Wind, Kälte, Tiefschnee und rutschige Wege an. Wir erreichen Pommelsbrunn, vollenden Runde 2.
Rennen: Nordschleife UZ
Knapp 2 3/4 Stunden nach dem Start nehme ich zum 2. Mal die Nordschleife der 1000HMR in Angriff. Steil gehts hinauf, vorbei am Naturfreundehaus hoch zur Burgruine Lichtenstein, die heute nur wenig älter wirken muss als ich, sie im sanften Glanz einer Schneedecke, ich, nach rückenschonendem Aufstieg trotzdem ordentlich kämpfend.  Jetzt sind die Spuren unserer Mitstreiter der 1. Schleife deutlich zuerkennen, ein Verlaufen praktisch unmöglich. Das soll sich auf den kahlen Höhen ändern. Dort sind selbst Simons Spuren kaum mehr zu erkennen, der hier nur rund eine Viertelstunde voraus ist. Immer wieder kämpfen wir uns durch tiefen Triebschnee, dabei sollte doch der morgentliche Rennverlauf hier schon deutliche Spuren hinterlassen haben.

Als uns dann noch zwei Wanderer erklären, dass wir nur rund 5 Minuten aufzuholen hätten, ist unsere Verwirrung korrekt. Entweder irren sie sich in ihrer Zeitangabe (sehr wahrscheinlich) oder es läuft plötzlich jemand Unbekanntes zwischen uns (sehr fraglich) oder Simon ist gerade dabei, einzubrechen. Dagegen sprechen allerdings seine weiterhin oft bereits ordentlich verwehten Spuren.

Unsere Zweifel sind berechtigt, beweist Sörens Durchgangszeit vor der Abschlussrunde; er genießt weiterhin rund 15 Minuten Vorsprung!




Rennen: Südschleife GUZ
Fix ist: Es geht wie auf jeder Runde erst mal ordentlich zur Sache, der Anstieg nach Reckenberg will bezwungen werden. Meine Finger werden auch jetzt wieder eisig kalt, obwohl wir nun eigentlich Rückenwind auf der Hochfläche haben sollten. Allerdings laufe ich mit den kurzen Handschuhen von LEKI, verzichte also auf wärmende Fingerspitzen.

Wie erhofft kommen uns eine handvoll Mitstreiter entgegen, die gerade dabei sind, ihre zweite Schleife zu vollenden. Überhaupt sind an diesem garstigen Tag überraschend viele Wanderer unterwegs. Der späte Wintereinbruch hat also nicht nur abschreckende Wirkung, sondern lockt auch viele Naturfreunde ins Freie.

Der Ringwall macht mir jetzt kaum Ärger, geht es doch meist rückenschonend bergauf und überhaupt haben sich meine Beschwerden deutlich reduziert, zumindest wenn ich keine Dummheiten mache; einem flotten Downhill würde ich heute vermutlich nicht überstehen, bedauerlich, hätte ich mir unter anderem Umständen schon zugetraut, Simon zwar nicht zu schlagen, aber doch ein wenig mehr unter Druck zu setzen.

Markus verzichtet freundlicherweise auch auf Angriffe und so können wir Beide unser Rennen genießen bis zum letzten Meter, nehmen uns sogar noch Zeit für ein Finisherfoto kurz vor dem Ziel am Abzweig zur Südschleife. Der Pommel2K ist gefinished, der Rücken hat - mehr oder weniger - gehalten, erspart mir bitte die detailgetreue Schilderung, wie ich zurück in Stuttgart versucht habe, aus dem Auto zu steigen.

Schade, dass von den 42 ursprünglich gemeldeten Teilnehmern nur 25 an den Start gegangen sind. Insgesamt 17 Starter haben auch gefinished, was angesichts der wirklich widrigen Bedingungen kein Wunder ist. Mein Dank geht vor allem an Gerhard und seine Bereitschaft "für lau" ein Laufevent auf die Beine zu stellen, an das man gerne zurückdenkt und sicher nicht unter der Rubrik "abgehakt und vergessen" landen wird. Egal was andere Läufer darüber denken, ich fands "schmerzhaft genial"!
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