Bizau Ultra - laufkultur.de

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Kurz und knackig Bizau Ultra
Es muss nicht immer ultra-Ultra sein
Nur 50 km sind für eingefleischte Ultra-Trailrunner mittlerweile schon fast unter ihrer Würde. Immer weiter und höher lautet die Devise. Längst ist die 100 km- und auch 200 km-Schallmauer gerissen und eine Ende der Dimensionen immer noch nicht absehbar. Da wirkt der neu aufgelegte Bizau Ultra mit seinen "mageren" 50 km schon fast anachronistisch, was sich durch satte 3000 Höhenmeter im Auf- und Abstieg allerdings sofort relativiert. Und genau das macht den Reiz des Laufes auch aus. 50 km sind ein Marathon mit Zugabe, doch wie geht man das Rennen an, wenn es solche Höhenunterschiede zu überwinden gilt, schaffen es klassische Bergmarathons doch selten über 2000 hm ohne dabei nennenswerte Gefällstrecken aufzuweisen?

Und noch etwas hat man in Bizau anders gemacht. Kurzdistanzler füllen nicht etwa das oft mehr als überschaubare Ultra-Läuferfeld; hier gibt es schon länger 30 km- und knapp 10 km-Rennen, der Ultra wurde dieses Jahr erst aufgesattelt.

Ich bin angefixt, zudem passt das Rennen nahezu perfekt in meinen derzeit noch recht kurzen Formaufbau. Und Bizau ist von Stuttgart aus in weniger als 3 Stunden zu erreichen, einmal über die Grenze, dann links abgebogen und schon ist man angekommen in der Traumlandschaft Bregenzer Wald, die Ruhe und Idylle ausstrahlt, Balsam für metropolgestresste Stadtmenschen wie mich.

Die Abholung der Startunterlagen Freitag abends erfolgt kurz und schmerzlos weil gut organisiert. Allerdings regnet es heftig, ein Gewitter zieht durchs Tal und setzt die Wege doch erheblich unter Wasser. Meine Überlegung, welchen Schuh ich morgen wählen soll, konkretisiert sich.
Das Rennen, kurz und schmerzvoll
Auch am nächsten Morgen regnet es, doch die Temperaturen sind noch angenehm, Frost auf den Gipfeln muss ich zum Glück nicht befürchten. Allerdings überlege ich kurz vor dem Start, meine Regenjacke überzuziehen; es wird Zeit dass es los geht.

Eine kurze Ausrüstungskontrolle und ein noch kürzeres Briefing später stehen wir an der Startlinie, neben mir Erwin, der sich gestern noch eilig auf den Weg gemacht hatte, vor mir Cracks wie Doc Miksch, Dippi oder Stefan Lang, der mich noch vor wenigen Wochen beim Plain Vanilla deklassierte. Dann erfolgt der Startschuss und es geht los. Vom Fußballplatz auf der rechten Talseite quer übers Tal eben zur linken, ich gemeinsam mit Erwin unter den Top 10 startend, die sich bereits nach wenigen Metern absetzenden Stefan und Matthias immer im Blick. So wird es tatsächlich wohl das allererste Rennen meiner Karriere werden, an dem ich zwischen Start und Ziel keinen einzigen Läufer überholen kann und ausschließlich zurückfalle.

Auf der linken Talseite angekommen steht das Führungsfahrrad plötzlich am Streckenrand und vor uns liegt die erste Steilwand. Keine echte Felswand, aber doch so steil, dass ich meine Stöcke vom Rucksack nehme und vom Laufschritt sofort ins Gehen wechsel. Erwin verabschiedet sich nach Hinten und ich bin allein mit mir und den Trails. Denn der Fahrweg endet bald und das Rennen biegt ab, in schmale, vom Starkregen der Nacht durchweichte, glitschige Wanderwege. Ein Auf und Ab, immer am Hang entlang, fordert schon auf den ersten Kilometern die volle Konzentration und Aufmerksamkeit, bis ich nach knapp einer Rennstunde wieder die Talsohle erreiche und - mittlerweile ohne Regen von oben - dieses zurück nach Bizau erneut quere. Noch immer unter den Top 10 liegend steuere ich den ersten Verpflegungspunkt an.
Die Zeiten
Gemeinsam mit Carole verlasse ich die 1. Verpflegung. Sie setzt sich Zentimeter für Zentimeter von mir ab. Lange kann ich ihr auf dem rund 9 km langen Anstieg hinterher sehen, erst im danach folgenden Downhill verliere ich sie irgendwann aus den Augen. Die Strecke nimmt ebenfalls an Fahrt auf. Gehts zunächst noch auf breitem Fahrweg aufwärts, wird es später trailiger und schwieriger, zudem eröffnet sich der Blick hinunter nach Bezau und hinüber zur Kanisfluh, nur das Wetter könnte noch ein wenig besser sein und den Blick ein bisschen weiter öffnen. Der Downhill ist ein Genuss, genau das richtige Gefälle zum cruisen und Gas geben. Brutal wird erst mal nur der nahtlose Übergang vom Down- zum Uphil; hier, beim Aufstieg zur Niedere, trennt sich die Spreu vom Weizen. Wer es schafft, so weit es geht im Laufschritt zu bleiben, kann bis zum Dach der Runde ordentlich Boden gut machen. Mir macht die lange Steigung irgendwann richtig zu schaffen und so verliere ich Sekunde um Sekunde und Platz für Platz.

Doch die fast 1000 Höhenmeter auf rund 8 km lohnen. Oben auf dem Grat öffnet sich der Blick nach Norden übers Tal hinweg bis weit über den Bodensee. Jetzt würde ich mir gerne strahlend blauen Himmel herbeischnippen, doch letztendlich bin ich schon zufrieden, hier auf der ausgesetzten Stelle nicht von einem eisigen Wind verweht zu werden.

Ein paar Höhenmeter noch und ich unterquere die Seilbahn, erklimme den flachen Gipfel der Niedere und sehe die Verpflegung auf dem Gipfel. Kurz vorher überholt mich noch ziemlich flott die Spitzengruppe der kurzen Distanz, dann bin auch ich oben. Ein kurzer Stopp, bevor ich mich durch die Tiefschneefelder des Osthangs ins Tal stürze. Die tun erst mal gut, auch wenn man in den glatten Schneefeldern schon Acht geben muss.
Knallharte Zugaben
Gedanklich beim langen Downhill zurück nach Bezau, wird der Rhythmus allerdings ständig übel unterbrochen. Fiese 100 und 150 Höhenmeter-Anstiege, steil und rutschig und einer nach dem anderen müssen erklommen werden. Das tut mittlerweile richtig weh. Vor allem das letzte Ding... mit Seilen gesichert ist noch einmal richtig glatt und ekelhaft und zieht die letzte Kraft aus den Oberschenkeln. So sind dann auch die letzten Kilometer bis ins Ziel nicht mehr unbedingt ein Vergnügen, im Gegenteil. Gerade auf den letzten kleinen Steigungen fühle ich mich immer wieder leicht krampfgefährdet. Doch auch die gehen vorüber. Ein letzter lockerer Downhill in den Ort, dann fällt der Blick schon von Oben ins Zielgelände. Jetzt nur noch einmal um den Sportplatz herum und hinunter ins Ziel... geschafft.
Fazit
Wenns leicht ist, hatte ich mich gut 6 Stunden kalkuliert, wenns schwer werden würde, eher mit 7 Std. Ich bin knapp unter den 7 Std. geblieben, denn es war schwer, richtig schwer. Vom Profil her und von den Wegen, genauso wie von den Bedingungen. Insofern bin ich richtig zufrieden. Und 19. Mann unter 80 Startern ist auch nicht schlecht, genauso wie der 4. Platz in der Altersklasse. Wobei ich auf diesem schwierigen Kurs natürlich meine Defizite merke. Ich kann einfach zu Hause nicht ausreichend lange Bergläufe machen, das spüre ich gerade bei solchen Rennen besonders. Doch was zählt ist der Genuss und der stellt sich spätestens - frisch geduscht - im Liegestuhl vor unserer FeWo beim obligatorischen Glas Sekt ein.

So kann das Jahr weiter gehen. Womit? Vermutlich bei der Dt. Trail-Meisterschaft an der Zugspitze!




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