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Wenn Siegen nicht wirklich Freude macht
Bericht vom NASWUT
NASWUT... Non Aided Schwäbischer Wald Ultra Trail

Pilzkenner schätzen den Schwäbischen Wald als ertragreiches Revier. Dem Läufer signalisiert dies: Feuchte, dunkle Wälder in einer abgeschiedenen Umgebung.

Und damit ist der Reiz schon erklärt, den es macht, hier ohne Unterstützung einen Ultratrail zu absolvieren. Trail vom Feinsten stecken hier in fast jedem der ersten 35 km, was nicht bedeutet, dass die verbleibenden 18 km zum Vollenden der Runde dann easy und entspannt wären, im Gegenteil. Doch dazu später.

Die Anreise ist nicht weit, das Starterfeld überschaubar (aus Pandemiegründen wurde das Rennen auf 2 Termine verteilt) und der Terminkalender gibt es her, dieses Jahr doch noch mal ein Rennen in Angriff zu nehmen. Und so stehe ich frühmorgen am verhältnismäßig warmen Oktobertag in Vorderbüchelberg, beobachte das verblassende Morgenrot hinter romantischen Streuobstwiesen und blicke hinunter in die "Schluchten", die ich in den folgenden Stunden alle ablaufen soll. Tobelschlucht und Bodenbachschlucht, ziehen Wanderer und Trailrunner an, dass es später von diesen attraktiven Orten kaum Bilder geben wird, liegt einfach daran, dass das Licht morgens um diese Jahrezeit einfach keine ansprechenden Bilder hergibt, zumindest nicht für meine kleine Kamera.
Schnell sortiertes kleines Starterfeld
Nachdem gesundheits- und berufsbedingt noch Absagen gemeldet wurden, ist unser Starterfeld noch einmal geschmolzen und kurz nach dem Start schon sekunden später sortiert.

Björn, der behauptet, die anfangs recht verwinkelte Strecke gut zu kennen, vorne weg, verläuft sich schon nach nicht mal 100 Metern. Die Streckenführung hat sich im Vergleich zur ersten Austragung dann doch ein wenig verändert. Trotzdem gibt er das Tempo vor, Andreas und ich bleiben erst mal in der Verfolgerrolle. Der Knoten am Einstieg zur Tobelschlucht teilt dann unsere Spitzengruppe. Björn hält sich links, ich nehme die Gabelung rechts, bin ja schon vorhin falsch hinter ihm hergerannt.

Dieses Mal liegt aber er wohl richtig. Da die Schleife zurück zum Ausgangspunkt führt, ist das kein Problem. Eine kurze Begegnung ausgangs der Schlucht und wir treffen unten am Knoten punktgenau wieder aufeinander. Ich habe allerdings das schöne Erlebnis, dass mir alle Teilnehmer noch einmal entgegenkommen.

Gemeinsam mit Björn nehme ich die Bodenbachschlucht in Angriff. Mein Partner scheint mir heute ungewöhnlich motiviert zu sein, weshalb ich mich spontan dazu entscheide, ihn gleich ein wenig anzutesten. Ich setze mich an die Spitze und gebe hinauf zum Wanderparkplatz ein wenig mehr Druck als geplant. Wie erwartet lässt mir Björn zwar "Leine", behält mich allerdings immer im Auge.  
Über den Start hinüber zum Bleichsee und weiter zum Silberstollen
Diese Situation ändert sich auch erstmal nicht. Ich bin als 1. zurück am Start, von wo es dann auf die große Schleife geht. Ich spiele mit meinem Tempo und versuche, kontrolliert wie möglich, mein Rennen zu laufen. Am Bleichsee habe ich 2 Minuten Vorsprung, büse diese allerdings ein, weil ich mich mit meinem Biogel (gekochte Kartoffeln) verpflege und außerdem mal nach links in die Büsche schlagen muss. Die Führung wechselt, aber jetzt bin ich in der Verfolgerrolle und damit der Jäger. Auf längeren Geraden bin ich in Sichtweite, die meiste Zeit ist die Strecke allerdings so verwinkelt und kurvig, dass ich mich einerseits auf mich konzentrieren muss, andererseits der Blick nach Vorne kaum über ein paar Meter hinaus geht.

So geht es über den Stocksberg, vorbei am Silberstollen bis zum Anstieg am Juxkopf. Pech für mich, dass genau hier an dieser Stelle mein Navi den Kurs dreht, mich hinunter ins Tal in die Schlucht schickt. Ich kenne den Downhill, bin hier mal eine abgespeckte NASWUT-Runde gelaufen. Unten im Tal bemerke ich mein Abweichen vom Track, krieche zunächst querfeldein, später auf verwildertem Trail bergan, um zurück auf dem Trail erstmal kurz in die falsche Richtung zu rennen.

Der 2. Versuch führt mich dann endlich auf die richtige Spur. Der Groll verliert sich in der Anstrengung an der extrem steilen Kletterei. Ich überschlage die verlorene Zeit, hake meine Siegchancen ab und bin gespannt, ob ich auf Platz 2 geblieben oder auf den 3. Rang zurückgefallen bin.
Das Pech der Anderen
Ich muss gar nicht warten, bis ich an der Wasserversorgung in Sulzbach erfahre, wer sich jetzt alles vor mir befindet, sondern es dauert nicht lange, bis Andreas vor mir auftaucht. Gemeinsam laufen wir bis Sulzbach, wo er dann einen Gang hinunterschalten will für die restlichen Kilometer zurück nach Vorderbüchelberg.

Überraschend erwartet mich dann plötzlich Björn neben seiner Frau stehend in Sulzbach. Seine Knie bluten und sind gezeichnet von einem Sturz, den ich gar nicht mitbekommen habe. Er klagt über Schmerzen im Knie, das er nur mehr schlecht beugen kann und über Hüftbeschwerden. Ein Sturz aus vollem Lauf im Gelände kann übel enden, das weiß ich aus eigener Erfahrung, obwohl ich bislang immer glimpflich davon gekommen bin.  
Quälendes mäandern bis ins Ziel
Zurück gehts im Fischbachtal, hinauf bis nach Großhöchberg und von dort einmal hinunter bis ins Tal und wieder hinauf bis nach Vorderbüchelberg. Bis auf die letzten Kilometer verläuft die Strecke zwar jetzt auf recht breiten und bequemen Forstwegen, doch die haben es in sich. Gleich einem Riesenslalom kurve ich von links nach rechts und wieder zurück. Oft trennen nur wenige Meter Luftlinie die hinter mir liegende Strecke. Zudem führt der Weg meist sanft, fast unmerklich bergan. Hier braucht es gute Nerven. Zum Glück muss ich jetzt keinen Rückstand mehr aufholen und glaube mich auch nach Hinten bereits halbwegs abgesichert. Trotzdem zehrt jeder Meter an den schwindenden Kräften.

Auch hinter Großhöchberg hören die Kurven nicht auf, jetzt gehts eben bergab, wobei ich weiß, dass ich gleich wieder steil bergan die letzten Kilometer ins Ziel muss. Trotzdem bin ich froh, dass ich am Wanderperkplatz an der Bodenbachschlucht endlich die Talsohle erreiche. Den letzten Anstieg zurück sind wir heute Morgen schon bergab gelaufen. Ein Blick zurück lässt keine Verfolger erkennen, entsprechend entspannt kann ich die letzte mächtig steile Rampe hinaufstapfen.

Erschöpft und froh, im Ziel zu sein, biege ich auf den Parkplatz "Zum goldenen Ritter" ein. Ein Sprung über die Ziellinie und es ist vollbracht. Nach Chris' Erfolg 2019 bleibt der Sieg beim NASWUT auch diesmal in Hand des Teams Rössleweg. Dabei hätte ich mich ehrlich gestanden über einen guten 2. Platz mehr gefreut als über diesen Sieg, den ich vermutlich nur dem Ausscheiden von Björn zu verdanken habe. Aber was letztendlich zählt, sind die zwar harten, aber trotzdem coolen Stunden auf verlorenen Trails in einer Gegend, die zwar unweit meiner Heimat liegen, die ich aber bislang nur unzureichend erkunden konnte.

Und in Erinnerung bleibt mir der Lauf auch noch ein paar Tage... mindestens!
Was bleibt? Zumindest ein paar Tage Erinnerung an ziemlich heftige Trails!
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