Die Ritter der Rösslerunde!
Auf den Spuren des ausgefallenen RunMobs
Das Jahr meint es nicht gut mit uns. Den im Frühjahr eingeschobenen RunMob mussten wir streichen; dem regulären im November ereilte das gleiche Schicksal. Die für den November eingeführten Kontaktbeschränkungen machen einen RunMob, so wie wir uns diesen vorstellen, unmöglich. Gut 80 ehemalige Starter hatte ich eingeladen, über 60 hatten zugesagt und hatten jetzt nur noch die Möglichkeit, auf eigene Faust den Stuttgarter RUndwanderweg anzugreifen.
Ich selbst bin lange Zeit hin- und hergerissen. Doch im letzten Augenblick entscheide ich mich, 2 Isolierflaschen mit Wasser in den Rucksack zu packen, die Laufschuhe zu schnüren und loszuziehen. Eine ordentliche Frostnacht liegt hinter mir, entsprechend kalt ist der Morgen. Doch die Luft ist klar und die aufgehende Sonne kündigt einen sonnigen Tag an.
Mein Weg führt mich zunächst Richtung Grabkapelle. Der kurz vor Schluss noch einmal Kräfte zehrende Schlussanstieg ist heute mein Einstieg, denn ich möchte gegen den Uhrzeigersinn laufen, um möglichst allen Rössleläufern heute auf der Strecke zu begegnen. Kurz überlege ich, ob ich die Runde um die Kapelle ausfallen lasse (wegen Corona eigentlich gesperrt), aber ich bin so früh am Morgen hier und auch der einzige Mensch weit und breit, dass ich kurzentschlossen die Absperrung überwinde und unsere obligatorische Runde um das Bauwerk drehe.
Belohnt werde ich - neben dem kleinen Kick des Verbotenen - mit beeindruckenden Farben eines frostigen Sonnenaufgangs. Doch genug der Romantik. Ich habe versprochen, in 6 Stunden wieder zuhause zu sein. Ich will mein Versprechen auch halten. Deshalb gebe ich Gas und lasse es bergab ein wenig rollen.
Zum Rössleweg, offiziell "Stuttgarter Rundwanderweg" brauche ich nichts mehr zu sagen. Allerdings laufe ich eher selten gegen den Uhrzeigersinn. Während ich die normale Richtung fast im Schlaf beherrsche, überrascht mich das Profil in der Gegenrichtung dann doch wieder. Die eine oder andere Steigung, die man ja sonst abwärts rennt, nimmt man als Anstieg dann doch stärker wahr als gedacht.
Doch heute fühle ich mich gut; ich bin locker unterwegs und sogar ein wenig schneller als geplant. Damit kompensiere ich auch die Laufpausen, die sich erfreulich oft einstellen. Immer wieder treffe ich Rössleläufer, klar, dass die Begegnung nicht ohne einen kleinen Stopp vonstatten gehen kann. Und den einen oder anderen treffe ich sogar zwei mal. Wer mir früh genug auf der Strecke entgegenkommt, den erwische ich dann später auch noch einmal auf der Gegenseite.
So erreiche ich locker-flockig den Birkenkopf, gönne mir wie immer dort oben eine kleine Pause, wohl wissend, dass von hier aus die schlimmsten Steigungen geschafft sind - nur noch der Dornhaldenfriedhof vom Nesenbach aus - und die letzten 20 km anstehen. Ein Schluck aus der Flasche und dann lasse ich es laufen. Nur um wenig später Nawid über den Weg zu laufen und - kaum dass ich mich von ihm getrennt habe - Steffen an mir vorbeiflitzt.
Am Frauenkopf gebe ich dann noch mal kurz Gas. Um 1 Uhr will ich zurück sein, habe ich zuhause versprochen (dachte aber, dass ich pünktlich um 7:00 Uhr loslaufe). Und Versprechen versuche ich natürlich zu halten.
Geschafft, schön war es! Ich bin ein klein wenig stolz auf mich, dass ich mich tatsächlich aufgerafft habe, nachdem ich in den vergangenen Wochen eigentlich nur kurze Einheiten gelaufen bin. Und so endet der Tag mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Wie gerne hätte ich alle der gut 60 gmeldeten RunMober getroffen, hätte an den Verpflegungsständen verweilt und wäre scherzend und schwatzend übers Rössle gestolpert.
Was bleibt? Hoffen auf 2021! Bis dahin...