Transalpine - nonstop-solo - laufkultur.de

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Ohne Plan B nonstop-solo über die Alpen

130 km von Gargellen nach Tirano
Wer (als Läufer) an Transalpine denkt, hat sofort das in mehreren Etappen stattfindende Event von Plan B im Kopf. Diese hatten sich - offenbar ohne durchschlagenden Erfolg - auch schon in einem nonstop-Event der Alpenüberquerung versucht.

Mein Traum einer Alpenüberquerung in einem Zug hat allerdings andere Wurzeln und ich war schon seit Jahren gewillt, nur für mich alleine und ohne Wettkampfcharakter eine Querung von Nord nach Süd in Angriff zu nehmen. Doch der Ausdruck "ohne Plan B" ist weniger in Anspielung auf die bekannte Eventagentur entstanden sondern vielmehr aus der Tatsache, dass ich 24 Stunden vor meinem geplanten Start am Bahnschalter stand und bei der Frage, ob ich denn ein flexibles Ticket für meine Rückfahrt wünschen würde, kurzentschlossen mit "NEIN" antwortete. Wenig später war auch noch ein nicht mehr stornierbares Zimmer in Tirano gebucht und somit war klar:

Ich hatte weder Alternativen noch Spielraum für mein Abenteuer "Alpencross", ohne damit einiges an Geld in den Wind schießen zu müssen (immerhin kostet die Zugfahrkarte von Tirano nach Stuttgart mind. 100 EUR). Auf meiner Uhr hatte ich nur den Track zwischen Gargellen und Tirano, es gab für mich keinen Plan B (Hüttenübernachtung; Alternativstrecke). Die Assozitiation zur Eventagentur fiel mir dazu erst im Nachgang ein.
Die Idee
Die Idee zur Alpenüberquerung auf der Via Valtellina fiel mir sprichwörtlich in die Hand. Vor 4 Jahren war ich zum Kurzurlaub im Montafon und las eines Morgens in der Hauszeitung "tages-zittig" des Hotels vom alten Säumerweg der Region, die schon länger gesponnene Idee eines Transalps nahm damit plötzlich konkrete Formen an. Nachdem ich zeitlich nicht immer flexibel bin, hinderten mich zwei wechselhafte Sommer 2016/17 an der Umsetzung meines Traums, erst dieses Jahr passten Arbeits-Gap im August und stabile Hochsommerlage und ermöglichten mir die Umsetzung.
Der Plan!
In meinen Gedanken träumte ich beinahe 4 Jahre imme von meinem Start in Gargellen. Während meiner Vorbereitungen wusste ich dann natürlich, dass der Via Valtellina" bereits ab Schruns markiert war. Trotzdem behielt ich meinen ursprünglichen Gedanken bei. Erstens wollte ich meinen Traum nicht verändern, zweitens hätte ein Start ab Schruns auch eine andere Zeitplanung vonnöten gemacht.

Aufgrund der verschiedenen An- und Abreisepunkte und den dazwischen liegenden Strapazen wollte ich per Bahn reisen. Von Stuttgart aus ist Schruns bzw. Gargellen dann erst um die Mittagszeit erreichbar. Es bleibt dann, um am nächsten Abend in Tirano Quartier zu machen, ein Zeitfenster von rund 30 Stunden. Insofern kam es mir dann schon gelegen, die Distanz von 130 km nicht auch noch um fast 20 km zu verlängern. Da ich die komplette Zeit allein auf mich gestellt sein würde, wollte ich mich nicht auch noch zeitlich dermaßen unter Druck setzen.
Ausrüstung
Meine Ausrüstung stellte ich aus Gewichtsgründen minimalistisch, in Sicherheitsfragen (ich hätte in der Nacht - zum Teil im empfangsfreien Raum - nicht auf rasche Hilfe zählen können) maximiert zusammen.

Ein langärmliches Shirt zum Überziehen, Wasserdichte Jacke und Hose, Rettungsdecke und Verbandszeugs, ausreichend Notverpflegung und zweite Stirnlampe mussten sein. Dagegen packte ich für den Abend nach dem Lauf und die Rückfahrt nur eine zus. kurze Hose, Unterhose und ein T-Shirt ein. In der Not hätten mir diese Sachen als Wechselklamotten oder als zus. wärmende Schicht gedient. Mir war klar, dass ich mich unterwegs mit Essen versorgen musste, markierte mir also Hütten und Supermärkte nahe der Strecke, beim Wasser war ich mir sicher, dass ich ausreichend saubere Bäche vorfinden würde.

Den Track hatte ich mir auch auf meine alte Ambit aufgespielt. Gemeinsam mit der Ambit 3 hoffte ich, ausreichend "Saft" zu haben, um bis nach Tirano navigieren zu können.
Gargellen - Davos
Die Anfahrt mit Bahn und Bus nach Gargellen klappte, von einem knappen Umsteigen in Lindau abgesehen, entspannt. War ich gestern beim Packen noch reichlich nervös, bis ich nunmehr seit Stunden schon überraschend entspannt und voller Selbstvertrauen. Am frühen Nachmittag stehe ich also startklar in Gargellen und drücke den Startknopf meiner Ambit. Es kann losgehen. Mich erst einmal orientierend steige ich langsam bergan, schaue ein paar Mountaincarts hinterher, die an mir vorbei ins Tal cruisen.

Wenig später biege ich dann vom Parcour ab, ein Wegweiser zeigt Richtung Schlappiner Joch, von jetzt an bin ich in meinem Element. Das Tal hoch über die Untere Valzifenzalpe, bis zum Abzweig steil hoch zum Schlappiner Joch. Ich überhole ein Paar, das mühsam ihre Bikes Richtung Joch schiebt und bin nach wenig mehr als einer Stunde oben. Doch nicht nur ich habe Gas gegeben, auch eine kleine Gewitterfront zieht eilig über die Gipfel. Schnell mache ich mich vom wenig geschützten Joch und erreiche Schlappin, wo sich mir eine weiße, undurchdringlich wirkende Wand entgegenstellt. Bevor der Regen über mich hereinbricht, stecke ich in meinen Regenklamotten und laufe in ständigem Pitsch-Patsch meiner Laufschuhe weiter hinunter nach Klosters, wo schon wieder die Sonne lacht und ich mich meiner Schutzkleidung entledigen kann. Schnell liegt auch Klosters hinter mir und die nächsten Höhenmeter bringen mich nach Davos Laret, einem verträumten kleinen Weiler mit markantem Kirchturm, traumhaften alten Bauernhäusern und modernen Neubauten.

Davos Wolfgang mit der kleinen Passhöhe liegt hinter mir und ich freue mich schon auf den kleinen Davoser See. Dort habe ich mich mit Birgit und Willi verabredet, die traditionell in Davos Urlaub machen, früher meist ab dem letzten Juliwochenende pünktlich zum K78. Willi war es auch, der mich mit einer Einladung in sein damaliges Staffelteam nach Davos brachte und in mir dadurch ungewollt die Liebe zum alpinen Ultralauf entfachte. Viele Jahre starteten wir Jahr für Jahr gemeinsam beim Swiss Alpine, ich absolvierte 3 x den K78 in der Staffel und 5 x als Einzelläufer.

Ein kurzes Telefonat bringt uns heute zusammen und wenig später begrüße ich meine Freunde. Sie kommen zufällig gerade vom Einkauf und öffnen für mich ihren Kofferraum. Ich darf mich bedienen. Neben dem Kauen tauschen wir Neuigkeiten aus und ich berichte von meinem Vorhaben. Leider rücken schon wieder dunkle Wolken über den See heran und mahnen zum Aufbruch. Ich hoffe, dem schlechten Wetter über das Dischmatal entkommen zu können.  
Die Nacht: Von Davos ins Inntal
Ich verabschiede mich herzlich von Birgit und Willi und mache mich auf die Socken. Leider erfüllt sich meine Hoffnung nicht und wenig später bin ich schon wieder dick eingepackt in meine Regenklamotten. Sanft zieht sich das langgestreckte Dischmatal in die Höhe und ich schlappe in nassen Schuhen voran. Die dichten Woklen bringen nicht nur Regen, sondern auch eine frühe Dämmerung. Doch der hell schimmernde Horizont über dem Scaletta stimmt mich hoffnungsfroh auf Wetterbesserung.

Und kurz hinter Teufli wartet an einer Straßenquerung noch eine Überraschung auf mich: Dicht zusammengedrängt unter einem Regenschirm stehen noch einmal Birgit und Willi. Stolz hält Willi eine Dose alkoholfreies Bier in die Höhe. Das hatte ich mir in Davos gewünscht, als Willi mich fragte, was er mir denn anbieten könnte. Ein paar Minuten stehen wir dicht gedrängt gemeinsam unter dem Regenschirm, bevor ich mich - diesmal endgültig - wieder verabschieden muss.

Von nun an bin ich einsam in der aufziehenden Dunkelheit. Mit dem letzten Licht des Tages erreiche ich die alte Säumerstation Dürrboden, wo ich mich für die Nacht klar mache. Ein langes Shirt unter die Jacke, Stirnlampe auf den Kopf, noch eine Kleinigkeit gegessen und es kann losgehen. Mittlerweile regnet es zwar nicht mehr, aber es hat empfindlich abgekühlt. Doch der steile Aufstieg zum Scaletta wärmt. Irgendwann muss ich dann auch meine Stirnlampe einschalten und ich sehe um mich herum nur noch das, was der Lichtkegel mir offenbart. Gut 8 Stunden nach meinem Start in Gargellen stehe ich einsam und im Dunklen auf dem rund 2600 Meter hohen Scalettapass.

Wenig später bin ich überrascht, dass ich auch im Dunklen den Passabstieg im Laufschritt bewältigen kann. Zwar langsam und immer auf Sicherheit bedacht, aber doch zügig cruise ich hinunter zur Alp Funtauna. Dort sind die Temperaturen auch so warm, dass ich mich meiner Regenbekleidung wieder entledigen kann. Was leider nicht lange anhält. Denn noch bevor ich ins Inntal einschwenke, regnet es wieder, nicht heftig zwar, aber doch stetig. Also bin ich schnell wieder eingepackt.


Bei Nacht im Inntal
Im Inntal angekommen, beginnt ein langer, welliger Lauf bis hinter Pontresina. Die Nacht ist weiterhin bewölkt und damit dunkel, auch wenn es mittlerweile wieder aufgehört hat zu regnen. Ich laufe durch Ortschaften, deren Namen ich nicht kenne, sehe wunderschöne, alte Dorfkerne, die ich nicht abphotographieren kann und treffe auf keine Menschenseele. Die Zeit vergeht, ich weiß irgendwann nicht mehr zu unterscheiden, ob ich nun Minuten oder Stunden unterwegs bin, folge nach Möglichkeit dem Track und gönne mir hin und wieder einige kalte Pausen. Ich bin zu schnell unterwegs. Wenn ich weiterhin so gut voran komme, kann ich nicht mal mehr den Bernina im Hellen erleben. Einerseits bin ich froh über mein Tempo, andererseits befürchte ich, zu viel zu verpassen und zu übersehen. Kurz vor Samedan verlaufe ich mich und verpasse die Überquerung des Inns, doch der Weg führt mich weiterhin voran, übe Kuhweiden mit leuchtenden Augen, die mir entgegenstarren und Niemandem zu gehören scheinen, immer zwischen Inn und Flugplatz auf dem Damm entlang. Bei der nächsten Brücke quere ich dann den Inn und bin wieder auf der Linie.

Am Golfplatz von Samedan spüre ich dann, wie der Weg in einer weiten Kurve nach Osten hin abbiegt, hinein ins Val Bernina. Motivation und Spannung steigen wieder und Erinnerungen an das Jahr 2012 werden wach, als ich beim unglücklich verlaufenden Irontrail T201 von Pontresina aus an den Start ging. Die Schleife hoch zum Morteratsch wurde damals wetterbedingt gestrichen und auch das gesamt Rennen hinterher abgebrochen.

Heute nehme ich erneut Anlauf Richtung Morteratschgletscher, dessen Ausläufer immer noch fast auf 2000 m herabreicht. Und wieder werde ich ihn nicht zu Gesicht bekommen. Dafür reicht auch eine weitere Pause (bis zum FAST Auskühlen) in Pontresina nicht aus.
Über den Bernina nach Tirano
Weiterhin im Dunklen unterwegs, klettere ich das Val Bernina aufwärts und erreiche im Morgengrauen das offene, fast wie eine Hochebene wirkende Hochtal. Cool ist es, die Stirnlampe wieder wegpacken zu können und endlich wieder mehr von der mich umgebenden Natur mit zu bekommen. Abwechselnd laufend und schnell gehend begeistere ich mich an der Bergwelt. Linker Hand die rund 3000 m hohen Granitgipfel, rechter Hand die vergletscherten Hänge um die Diavolezza, eingerahmt von den fast 4000 m. hohen Piz Palü und Bellavista. Etwas irritiert registriere ich Panzersperren aus Naturstein, einem Relikt aus den späten 30er-Jahren, im Halbdunkel wirken die Steine gespenstisch.

Vorbei am Bahnhof Bernina Suot, an der Talstation der Diavolezza-Bergbahn, erreiche ich Lej Pitschen und Lej Nair. Deren Abfluss ergießt sich in den Inn und damit über die Donau ins Schwarze Meer. Nur wenige Schritt weiter fließt das Wasser des Lago Bianco irgendwann in den Po und die Adria. Ich habe den Berninapass erreicht. Von nun an geht es erst einmal lange Zeit bergab. Mittlerweile verkehren die ersten Bahnen und machen mich schon neugierig auf die für morgen geplante Rückfahrt. Dann werde ich meinen Weg über den Bernina praktisch noch einmal zurückverfolgen können.

Doch langsam bekomme ich auch Hunger. Und bislang hatte noch keine der Lokalitäten hier auf der Höhe geöffnet. Es wird Zeit, dass ich die Belvedere-Hütte erreiche. Dort hoffe ich, eine Pause einlegen und frühstücken zu können.

Kurz vor 9 Uhr erreiche ich die "Hotel" genannte Berghütte, gerade noch rechtzeitig, um mich am eigentlich für die Übernachtungsgäste reservierten Frühstück bedienen zu können. Bei grandioser Aussicht - nach unten habe ich die Bahnschleifen der AlpGrüm im Blick, nach oben hin erhebt sich direkt vor meinen Augen der Piz Palü mit seiner immer noch mächtigen Gletscherwelt - genieße ich leckeres Müsli, frisches Brot, Marmelade, Honig, Butter, Wurst, Käse und frisch gebrühten Kräutertee, eine Wonne für den seit Stunden nur noch mit Riegeln mehr schlecht als recht abgespeisten Magen.

Frisch gestärkt mache ich mich auf den Weg hinunter nach Poschiavo.
Der lange Weg nach Tirano
Leider fehlen mir die Kenntnisse, um die gerade in diesem Abschnitt teils historischen Wege zu erkennen. Mäßig schnell, doch stetig spure ich talwärts. Ich nehme mir Zeit für den kurzen Abstecher zu den Gletschermühlen in Cavaglia. Kaum vorstellbar, was die Natur zu schaffen imstande ist, fast unheimlich zu wissen, wie weit der Gletscher des Piz Palü in früheren Zeiten ins Tal vorgestoßen sein muss.

Der Weg nach Poschiavo hinunter ist steil und kurvenreich. So erreiche ich schnell die Talsohle, aber wesentlich langsamer als eine Gruppe freakiger Mountainbiker, die mich überholen und schon längst zwischen den Häusern  im Tal verschwinden, als ich kaum eine Kehre zurückgelegt habe. In Poschiavo ist Markt. Kaum einer beachtet den einsamen Trailrunner, der sich konzentriert den Weg durch den Ort sucht. Und es ist heiß geworden hier unten, auch wenn der Ort noch 1000 m. über dem Meeresspiegel liegt. Gierig sauge ich an meinen Wasservorräten, bevor ich mich auf der anderen Talseite anschicke, wieder Höhe zu gewinnen.

Denn der Via Valtellina folgt hier nicht den historischen Wegen der Säumer, die früher natürlich keine Veranlassung sahen, unnötig Berge zu überwinden und von daher im Tal entlang, vorbei am Lago di Poschavio, hinunter nach Tirano zogen. Der Weitwanderweg meidet das bewohnte, enge Tal und schlängelt sich hingegen nordöstlich am Hang entlang, um erst kurz vor Tirano hinunter ins Tal zu führen. Doch der Weg ist hier nicht so gut markiert und teilweie schwer zu finden. Irgendwo scheine ich eine Abzweigung zu verpassen und so wie ich erst langsam und dann zunehmend an Höhe verliere, verlasse ich auch den Track. Und als ich es bemerke, stehe ich vor der Entscheidung, umzudrehen und den steilen WEg wieder zurückzulaufen, bis ich meine Abzweigung gefunden habe, oder einfach weiter zu laufen, um am Seeufer entlang weiter meinem Ziel entgegen zu gehen.

Die Hitze und die vielen Kilometer in den Beinen machen mir die Entscheidung leicht. Ich cruise hinunter zum See, bleibe damit wohl auch näher an den historischen Säumerwegen. Am Seeende angekommen schlängle ich mich mal an der Straße entlang, mal abseits davon immer weiter talwärts. Ich laufe an Brusio vorbei, wo ein imposantes Viadukt die Berninabahn auf engstem Raum Höhe gewinnen bzw. verlieren lässt und laufe, dem freundlichen Grenzer zurückwinkend nach Italien ein. Graubünden sticht mit dem Puschlavtal in einem langgestreckten Landzipfel nach Italien hinein. Deshalb ist es nach der Grenze nicht mehr weit und ich bin im Tal der Adda angekommen. Vorbei an der monumentalen Wallfahrtskirche biege ich in die langgezoegene Talstraße ein. Ich habe es geschafft, ich bin im Oberen Veltlin angekommen, die Alpen sind bezwungen. Von hier aus ginge es bequem im Tal zum Comer See und von dort weiter Richtung Adria. Doch so weit will ich gar nicht, mir genügt eine schattige Eisdiele, in der ich meine Beine ausstrecken und Meldungen nach Hause schicken kann.
Die Bedeutung des Laufs für mich
Sicher lässt sich jetzt sagen, nachdem ich mir den Weg zwischen Schruns und Gargellen gespart habe, dass ich geschummelt hätte. Der pingelige Betrachter wird sogar anmerken, dass ich mit meiner Anfahrt um den Pfänder herum, schon einige Höhenmeter gespart und gar nicht wirklich vollständig über die Alpen gelaufen bin. Damit mag der Kritiker Recht haben. Doch die Säumer des Mittelalters und die Händler der früheren Jahre wollten keine sportlichen Höchstleistungen erzielen, ihnen ging es darum, einen gangbaren Weg über die Höhen zu finden, der sie und ihre Güter von den Tälern des Südens hinüber in die Täler des Nordens führen sollte. Und das ist mit dem Via Valtellina erreicht.

Mir hat es Spaß gemacht, in diese historischen Zeiten einzutauchen und mich phasenweise wie ein alter Schmuggler oder Säumer zu fühlen. Weniger der sportliche Wert der Aktion hat mich vorangetrieben als vielmehr die Lust und der Wunsch, ohne jegliche Begleitung auf mich allein gestellt, unterwegs zu sein. Ob ich dabei 1000 Höhenmeter und ein paar Kilometermehr oder weniger zurücklegen würde, war mir einerlei. Es tut gut, das Gefühl des Selbstvertrauens - und das im wahrsten Sinne des Wortes - in sich zu spüren und in dunkler, regnerischer Nacht ganz alleine den Scalettapass zu überqueren, das Bewusstsein, sich auf sich selbst verlassen zu können und zu keiner Phase Zweifel am eigenen Tun zu verspüren.

Manch einer wird mein kleines Abenteuer als leichtsinnig oder gar widersinnig bewerten, ds ist jedermans Recht. Mir hat es viel gegeben, es gibt mir Kraft und Ruhe für den Alltag und natürlich doch, ganz tief in mir versteckt, nur so für mich allein, das winzig kleine Gefühl, ein Held zu sein!
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