Ultra-Habichts 9. Sinfonie
"Wenn gor nix bassd!" (fränkischer O-Ton)
Es sollte die Krönung eines traumhaften Laufjahres werden. Beim Ultratrail in Vipava bin ich der erste dt. Finisher (und damit quasi deutscher Streckenrekordhalter). Danach mein erster Sieg überhaupt beim Borderland-Ultra und der 2. Rang beim Hartfüssler. Das ist an sich nicht mehr zu toppen und gerade deshalb will ich beim SUT antreten, diesen genießen - soweit dies über 100 Meilen überhaupt möglich ist und stolz finishen. Sonntag morgen ist Brunch mit den Betreuern beim TF... da kann ich als frisch gebackener 100-Meilen-Finisher einlaufen... so die Theorie.
In der Praxis habe ich das Gesetz der Serie vergessen:
- 2010 den UTMB wetterbedingt gestoppt!
- 2012 den T201 wetterbedingt gestoppt!
- 2014 DNF beim Südtirol Ultra-Skyrace!
- 2016 ...
Logisch, das kann nicht gutgehen!
Die wenig dramatische Geschichte eines unspektakulären Scheiterns
1. Die Gesundheit
Ich fühle mich bestens vorbereitet, nur ein wirklich langes Rennen in der 2. Jahreshälfte fehlt in der Vorbereitung. Nach ein paar Bergläufen und einer Bergtour in den Brentadolomiten will ich mir noch den letzten Schliff verpassen; einige intensive und längere Einheiten, vielleicht auch ein, zwei lange Läufe auf der Strecke im Schönbuch.
Dann kommt alles anders. Ein unterschwelliger Infekt legt mich lahm, nicht nur ein paar Tage, sondern über Wochen. Nichts wirklich ernsthaftes, doch ich fühle mich schwach, huste ab und an, die Nase läuft; gelegentlich ein paar leichte Trainingseinheiten, mehr geht nicht. Die Form schwindet, das Selbstvertrauen noch mehr. Eine Woche vor dem Start ist es auf dem Tiefpunkt angelangt.
2. Der Rahmen
Einen Rahmen hat der SUT 100 tatsächlich bekommen:
So hatte ich mir das nicht vorgestellt.
3. Der Kopf
Der Kopf mag nicht ans Laufen denken; Sorgen plagen mich, richtig heftige Sorgen, keine, die man so einfach mit der flachen Hand wegwischt und gut ist. Doch Laufen ist Therapie: Sich den Kopf freilaufen, durchpusten, auf andere Gedanken kommen. Kommt der SUT gerade recht?
Es hat tatsächlich funktioniert, solange ich in der Gruppe unterwegs war, also gut 50 km weit. Danach bin ich alleine mit meinen Gedanken. Und von da an bestimmen sie meinen Lauf, drücken mich von einem Tief ins nächste. Statt Lust ist da nur noch Frust... und der winzige Rest von 100 Kilometern. Bei km 75 ist dann Schluss. Die logische Konsequenz. Ich spüre Erleichterung. Die Enttäuschung kommt erst später und nur sehr milde. Die Entscheidung war die richtige, auch wenn es der Außenstehende kaum nachzuvollziehen vermag.
War es ein Fehler, überhaupt anzutreten? Nein, denn immerhin habe ich 75 wunderschöne Kilometer erleben dürfen, coole Typen kennen gelernt und einen gesunden Tag erlebt. Denn Schmerz spürte ich am Montag logischerweise keinen, Müdigkeit auch nicht. Eigentlich praktisch... sollte nur nicht zum Credo werden!
Ich fühle mich bestens vorbereitet, nur ein wirklich langes Rennen in der 2. Jahreshälfte fehlt in der Vorbereitung. Nach ein paar Bergläufen und einer Bergtour in den Brentadolomiten will ich mir noch den letzten Schliff verpassen; einige intensive und längere Einheiten, vielleicht auch ein, zwei lange Läufe auf der Strecke im Schönbuch.
Dann kommt alles anders. Ein unterschwelliger Infekt legt mich lahm, nicht nur ein paar Tage, sondern über Wochen. Nichts wirklich ernsthaftes, doch ich fühle mich schwach, huste ab und an, die Nase läuft; gelegentlich ein paar leichte Trainingseinheiten, mehr geht nicht. Die Form schwindet, das Selbstvertrauen noch mehr. Eine Woche vor dem Start ist es auf dem Tiefpunkt angelangt.
2. Der Rahmen
Einen Rahmen hat der SUT 100 tatsächlich bekommen:
- Freitag komme ich erst gegen 20 Uhr aus Erfurt zurück. Das Briefing verpasse ich. Kaum Zeit, die Sachen fürs Rennen zu packen.
- Montag wartet der 1. Flieger nach Hamburg auf mich. Ich muss früh raus.
- Dazwischen will ich 100 Meilen laufen. Roundabout 24 Stunden plane ich ein. Das bedeutet: Heimkommen, schlafen, von Samstag um 8 Uhr bis Sonntag um 8 Uhr laufen, danach heimfahren (oder brunchen), ein wenig schlafen, Koffer packen, noch mehr schlafen und schon wieder abdüsen.
So hatte ich mir das nicht vorgestellt.
3. Der Kopf
Der Kopf mag nicht ans Laufen denken; Sorgen plagen mich, richtig heftige Sorgen, keine, die man so einfach mit der flachen Hand wegwischt und gut ist. Doch Laufen ist Therapie: Sich den Kopf freilaufen, durchpusten, auf andere Gedanken kommen. Kommt der SUT gerade recht?
Es hat tatsächlich funktioniert, solange ich in der Gruppe unterwegs war, also gut 50 km weit. Danach bin ich alleine mit meinen Gedanken. Und von da an bestimmen sie meinen Lauf, drücken mich von einem Tief ins nächste. Statt Lust ist da nur noch Frust... und der winzige Rest von 100 Kilometern. Bei km 75 ist dann Schluss. Die logische Konsequenz. Ich spüre Erleichterung. Die Enttäuschung kommt erst später und nur sehr milde. Die Entscheidung war die richtige, auch wenn es der Außenstehende kaum nachzuvollziehen vermag.
War es ein Fehler, überhaupt anzutreten? Nein, denn immerhin habe ich 75 wunderschöne Kilometer erleben dürfen, coole Typen kennen gelernt und einen gesunden Tag erlebt. Denn Schmerz spürte ich am Montag logischerweise keinen, Müdigkeit auch nicht. Eigentlich praktisch... sollte nur nicht zum Credo werden!
Das Rennen
100 Meilen durch den Schönbuch! Geht das überhaupt? Zu klein scheint die Region. Doch ein Blick in die Racemap offenbart die Strategie. Schleifen und Kurven ohne Ende. Wir schlängeln uns einer Würgeschlange gleich einmal um den Schönbuch. Damit reichts für 100 Meilen... locker! Abkürzen wäre somit auch immer wieder und ziemlich problemlos möglich, doch das verbietet die Läuferehre.
Die Organisation von Andreas ist locker, unkompliziert und dem überschaubaren Teilnehmerfeld angemessen. Morgens trifft man sich in der Garage zum Frühstück, Startnummern, besser nicht vorzeigen, es ist ja kein angemeldetes Rennen. Viel Liebe steckt in den Verpflegungsstationen. Alles, was das Herz begehrt ist aufgeboten, obwohl, 20 Läufer haben 120 Wünsche. Auch im Startsack stecken nicht nur ein Paar SUT100- Wrightsocks, auch die eine oder andere Überraschung. Danke, auch wenn sich das Bier meine Freunde geschnappt haben!
Mit einem "Ihr dürft jetzt loslaufen" werden wir unspektakulär auf die Strecke geschickt, um uns schon wenige Meter später hinter dem Sportplatz im Gestrüpp zu verfangen. Ein erster Vorgeschmack auf die feinen Trails, die auf uns warten. Ja, die Trails haben es echt in sich, fluffig sind sie, abwechslungsreich und schwer zu finden. Denn Streckenmarkierung gibt es keine. Ohne Navigation sind wir aufgeschmissen. Manchmal auch mit, meist hilft uns Ramin aus der Patsche, der die Strecke mangels eigenem Navi auswendig gelernt hat und vorab vollständig abgelaufen ist.
Schnell - viel zu schnell - setzt sich eine Spitzengruppe von 6 Läufern ab. Ich bin dabei, denn eine Gruppe bedeutet Ablenkung und die habe ich heute bitter nötig. Mit viel Spaß und Geplapper cruisen wir also durch den Schönbuch, verlieren Nawid am ersten Verpflegungspunkt in Altdorf. Auch an der 2. Station sind wir noch gemeinsam unterwegs, doch dann bröckelt unsere Allianz.
Benedikt gibt übermotiviert Gas, Jeremy ist ambitioniert, Georg humpelt schmerzgeplagt irgendwie mit. Ich lasse abreißen, schließe zwischendurch auf und lasse wieder abreißen. Ramin kümmert sich rührend um mich, will mich mitziehen, doch ich spüre bereits, heute ist nicht mein Tag. Die Selbstzweifel beginnen, erfolgreich ihre Arbeit. Der Kopf arbeitet am Körper, der schwächelnde Körper gibt den Selbstzweifeln Nahrung. So einfach ist das, keine Chance, der Abwärtsspirale zu entgehen. In Entringen ist mein Rennen gelaufen. Ich bin nur noch erleichtert.
Die Organisation von Andreas ist locker, unkompliziert und dem überschaubaren Teilnehmerfeld angemessen. Morgens trifft man sich in der Garage zum Frühstück, Startnummern, besser nicht vorzeigen, es ist ja kein angemeldetes Rennen. Viel Liebe steckt in den Verpflegungsstationen. Alles, was das Herz begehrt ist aufgeboten, obwohl, 20 Läufer haben 120 Wünsche. Auch im Startsack stecken nicht nur ein Paar SUT100- Wrightsocks, auch die eine oder andere Überraschung. Danke, auch wenn sich das Bier meine Freunde geschnappt haben!
Mit einem "Ihr dürft jetzt loslaufen" werden wir unspektakulär auf die Strecke geschickt, um uns schon wenige Meter später hinter dem Sportplatz im Gestrüpp zu verfangen. Ein erster Vorgeschmack auf die feinen Trails, die auf uns warten. Ja, die Trails haben es echt in sich, fluffig sind sie, abwechslungsreich und schwer zu finden. Denn Streckenmarkierung gibt es keine. Ohne Navigation sind wir aufgeschmissen. Manchmal auch mit, meist hilft uns Ramin aus der Patsche, der die Strecke mangels eigenem Navi auswendig gelernt hat und vorab vollständig abgelaufen ist.
Schnell - viel zu schnell - setzt sich eine Spitzengruppe von 6 Läufern ab. Ich bin dabei, denn eine Gruppe bedeutet Ablenkung und die habe ich heute bitter nötig. Mit viel Spaß und Geplapper cruisen wir also durch den Schönbuch, verlieren Nawid am ersten Verpflegungspunkt in Altdorf. Auch an der 2. Station sind wir noch gemeinsam unterwegs, doch dann bröckelt unsere Allianz.
Benedikt gibt übermotiviert Gas, Jeremy ist ambitioniert, Georg humpelt schmerzgeplagt irgendwie mit. Ich lasse abreißen, schließe zwischendurch auf und lasse wieder abreißen. Ramin kümmert sich rührend um mich, will mich mitziehen, doch ich spüre bereits, heute ist nicht mein Tag. Die Selbstzweifel beginnen, erfolgreich ihre Arbeit. Der Kopf arbeitet am Körper, der schwächelnde Körper gibt den Selbstzweifeln Nahrung. So einfach ist das, keine Chance, der Abwärtsspirale zu entgehen. In Entringen ist mein Rennen gelaufen. Ich bin nur noch erleichtert.
Fazit
Der SUT 100 ist schon speziell. Und er wird noch spezieller werden, dafür sorgt Andreas, indem er ständig an der Strecke bastelt. Für mich war er einfach einen Tick zu groß an diesem Tag. Aber ich halte es mit Paulchen Panther: "Heute ist nicht alle Tage, ich komm wieder, keine Frage! (Schade, dass SUT 100 nur alle zwei Jahre ist!)