"Wenn ein Pacemaker 3:30 h auf dem Marathon
laufen soll, dann sollte er auch möglichst mit 3:29:50 - 3:29:59 h ins Ziel
kommen und nicht mit 3:27 h. Wer ein guter Pacemaker ist, der schafft das
auch."
Ballons für die Zugläufer
"Wenn ein Pacemaker 3:30 h
auf dem Marathon laufen soll, dann sollte er auch möglichst mit 3:29:50 -
3:29:59 h ins Ziel kommen und nicht mit 3:27 h. Wer ein guter Pacemaker ist,
der schafft das auch." * |
Aufmerksam verfolgte ich vor
einigen Wochen die Aussagen in einem Forum zum Thema Sinn und Unsinn eines
Zug-/Bremsläufers. Gelegentlich musste ich mir fast ein wenig auf die
"Schreibfeder" beißen, verzichtete auf eine Teilnahme an der Diskussion.
Vielmehr entstand in dieser Zeit die Idee, den Laufbericht vom
Metropolmarathon voll dem Thema Zugläufer zu widmen, schließlich bin ich als
solcher dort nunmehr zum dritten Mal im Einsatz.
Julios Zugläuferpremiere: Zielzeit 4:15 -
Endzeit 4:14:16
Wir, die Zugläufer beim heutigen
Metropolmarathon, treffen uns morgens am mittlerweile geschlossen
Nachmeldeschalter. Dort warten 10 große orange Luftballons, jeweils zwei für
die Zielzeiten 3:30 Std. - 3:45 Std. - 4:00 Std. - 4:15 Std. und 4:30 Std.
Doch noch ist Zeit und Gelegenheit, sich ein wenig vorzubereiten und
Stimmung aufzuschnappen.
Während sich Ingbert, einer von
zwei laufenden Jongleuren auf der Strecke, schon einmal einwirft, formieren
sich die Cheerleader beim Start des Halbmarathons.
Obs bei Jedem heute so rund läuft wie in
Ingberts Händen?
Wachsen heute Marathonträume in den Himmel wie die Formationen der
Cheerleader "Farrnbach Shamrocks"?
Die Stimmung im Startbereich ist
gut wie in den vergangenen beiden Jahren. Bekannte und interessante Läufer
werden begrüßt, z.B. Dietmar Pumuckl Mücke, sonst als barfüßiger
Spendensammler auf der Strecke, heute aufgrund einer Verletzung leider nicht
am Start.
Alles über Dietmar und seine Aktionen
findet ihr unter: www.laufmalwieder.de
Dietmar "Pumuckl"
Mücke, eifriger Spendensammler für die Down-Syndrom Marathonstaffel wird
begrüßt; mit
dabei: Dietmars verkleidete Helfer
Doch langsam wird es Zeit, sich ins
Feld der Läufer einzureihen. Ich treffe meinen Partner für die Richtzeit
3:45 Std. beim Anbinden des Ballons, der den Läufern auf den ersten
Kilometern, wenn das Feld noch dichter gedrängt ist, unsere Position
anzeigen soll. Er ist mit einem modernen Laufcomputer ausgerüstet, vertraut
beim Tempo machen auf die Technik das GPS. Ich selbst vertraue da eher
meinem Laufgefühl, dass ich mir - vor allem auf den langen und monotonen
6-Stunden-Läufen angeeignet habe. Im Normalfall spüre ich kleinste
Tempoverschärfungen bzw. -verschleppungen.
Mit meinem auffälligen Shirt bin ich auch
ohne Ballon weithin sichtbar. Susanne will die erste
Zeit an mir dran bleiben... naja, mitlaufen!
Gemeinsam reihen wir uns ins Feld
der ca. 800 Marathonläufer ein. Gut, dass die Halbmarathonis schon auf der
Strecke sind. Einen gemeinsamen Start bei unterschiedlichen Zielen und
Zielzeiten empfinde ich immer eher problematisch.
800 Läuferpaare - versehen mit Zeitnahmechip - warten auf den Start
Die Stimmung ist entspannt,
Nervosität ist nicht zu spüren.
Vor uns erkenne ich die Kollegen mit dem Ballon für die Zielzeit 3:30 Std.
Entspannung statt Anspannung herrscht auch
noch kurz vor dem Start.
Der Startschuss fällt und wir
setzen uns in Bewegung. Wow, keine halbe Minute und wir sind schon auf dem
vom Sponsor ausgelegten Teppich und über die Startlinie. Ein Druck am
Handgelenk, heute ist Zeitmessung wichtig.
Mein Partner ist vom Start vorne
weg, ich lasse es eher gemütlich angehen, mich in der Menge treiben,
versuche sogar, das meist am Anfang sehr hohe Tempo um mich herum zu
drosseln.
Km 1:< 5 Min. (-20 Sek.)
Der erste Kilometer war schnell, 20
Sek. unter Zielzeit, also gilt es Tempo raus zu nehmen. Mein Ballon nimmt
auch raus, nämlich Luft. Mit einem scharfen "sssssssssssssssst" ist die Luft
weg, vermutlich bin ich doch an einem der Bäume hängen geblieben. Macht
nichts, denke ich, wir sind ja zu zweit, doch mein Partner ist schon einige
Meter voraus. Ich will nicht abreißen lassen.
Km 2: 9:57 Min.
(-43 Sek.)
Ich schwanke zwischen Kontakt
halten und abreißen lassen. An sich hatte ich vor, in Kontakt mit meinem
Zugläufer-Partner zu laufen, mich mit ihm abzustimmen. Doch der läuft immer
noch sub 5 Min., also entscheide ich mich, ihn laufen zu lassen.
Schon nach 2 km ist der zweite 3:45er Ballon
einige Meter voraus.
Km 3: 15:11 Min (-49 Sek.)
Ich entschließe mich, ab jetzt nur
noch mein Tempo zu laufen. So hat Jeder die Wahl, entweder defensiv mit mir
anzugehen oder auf Zeitpolster zu laufen.
"Es gibt
Tempomacher, die haben's wirklich drauf, laufen sehr
gleichmäßig. Wenn sie das nicht können, können sie Dich auch
richtig "zersägen". Ich habe mich als HM-Läuferin z.B. in K. an
die Häsin für eine Marathonzielzeit von 3:59 h gehängt und
wollte bis zur Wende bei km 12 bei ihr bleiben, weil ich ca. 2 h
angepeilt habe. Die gute Frau ist im 5:30er Schnitt los, sub 4
wäre eigentlich 5:40er Schnitt. Nach 3 km habe ich sie und ihre
Gruppe laufen lassen. Leider gibt's keine Statistik, die besagt,
wie viele LäuferInnen ihr zu hohes Anfangstempo erfolgreich
mitgehen konnten." * |
Am Streckenrand treffe ich erste
Freunde von der Down-Syndrom Marathonstaffel. Der Jubel ist groß. Das Team
21 wird mir heute ständig über den Weg laufen. Klasse!
Auch das Team 21 ist unterwegs. Immer wieder
treffen wir Läufer aus dem Team.
In den Talauen gibt es noch einige
Engstellen durch die Reste des gestrigen Gewitters. Auch heute schaut der
Himmel gelegentlich bedrohlich schwarz aus.
Eine Musikkapelle am Straßenrand
gibt für die nächsten Meter den Takt vor. Auch ich finde langsam meinen
Rhythmus.
Sie geben den Takt für uns an!
Km 6: 31:25 Min.
(-35 Sek.)
* alle Zitate sind div. Laufforen entnommen. |