"Die
größte Kraft der Welt ist das Pianissimo"
Maurice Ravel
Bergablaufen erfordert höchste Konzentration
"Die größte Kraft der Welt ist das
Pianissimo." Da ich keinerlei Chancen auf eine vordere Platzierung habe,
mein Ziel darauf ausgerichtet ist, in einer ordentlichen Zeit ins Ziel zu
kommen, ist das "Pianissimo" das richtige Rezept für mich. Angepeilte 20
Stunden wollen eingeteilt werden.
Von Boréon geht es im gleichnamigen
Tal (Vallée du Boréon) zunächst nur leicht, später stärker ansteigend
aufwärts. In wilden Kaskaden stürzt der Fluss neben uns mit Getöse zu Tale.
Im Vallée du Boréon
Ungezähmt stürzt das Wasser zu Tale,
eröffnet wunderschöne Blicke
Schnell gewinne ich wieder an Höhe,
der Baumbewuchs lässt zunehmend nach, die Vegetation wird wieder karger,
jedoch farbenreich. Und es dauert auch nicht lange und die ersten noch
kurzen Schneefelder sind zu queren.
Wald - karge Berghänge - Schneefelder
Bald müssen wir den Lac de
Trecolpas erreichen. Von dort führt ein steiler Serpentinenanstieg hoch zum
Pass de Padres. Der Weg soll noch tief verschneit sein, weshalb wir vor
dieser Passage gewarnt wurden. Ich bin gespannt.
Der schön gelegene Lac de Trecolpas ist an
manchen Stellen noch überfroren.
Vom See aus eröffnet sich uns der Blick bis
zur Passhöhe
Kleine dunkle Punkte im Schnee lassen den
Trail schon aus der Ferne erkennen
Wie in einer Suppenschüssel müssen
wir erst nahezu eben über den Schnee. Danach steigt der Trail zunehmend an
und wird zuletzt so steil, dass von Seiten der Organisation ein Seil
herabhängt, an dem man sich zur Not hochziehen könnte. Doch bereits vorher
rutsche ich an einer Stelle ab, finde keinen Halt mehr und sause ca. 20
Meter ohne Chance halt zu finden abwärts. Erst im zweiten Anlauf gelingt mir
der Aufstieg. Dafür werden wir oben auf dem Grad mit einer herrlichen
Aussicht entlohnt.
Schwerig ist der Aufstieg über den Schnee
doch ein herrliches Panorama entschädigt für
die Mühen
Oben auf der Passhöhe angekommen
genieße ich erst mal die Aussicht, nehme mir 2 Minuten Zeit zur Erholung.
Dabei bin ich natürlich nicht allein. Und das vor uns liegende Wegstück
hinunter nach Madone hat es auch wieder in sich.
Nach einer kurzen Pause der Abstieg vom Pas
des Ladres
Auch das steilste Stück des
Abstiegs ist mit einem Seil gesichert. Das Seil zwischen den Händen rutsche
ich auf den Schuhen abwärts, doch irgendwann setzt es mich auf den
Hosenboden und ich schieße 100 Meter talwärts, zwar die schnellst
Möglichkeit, doch nicht ganz ungefährlich, sollte irgendwo der Fels durch
den Schnee herausschauen. Trotzdem macht es Laune, die Hänge
hinunterzuschlittern. Doch irgendwann gewinne ich wieder festen Boden unter
den Füßen.
Der Abstieg vom Pas des Ladres ist steil und
schwierig
500 Meter Abstieg auf drei
Kilometer, da ist höchste Konzentration gefragt. Doch in Madone de Fenestre
wartet eine größere Verpflegungsstation und mein Beutel mit frischen
Klamotten auf mich.
Aus einer Quelle sprudelt das Wasser beim
Abstieg vom Pas des Ladres
Nudelsuppe in Madone des Fenestre gibt Kraft
für den weiteren Weg
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