Bergmarathons machen Spaß. Trails sind für mich ultimatives Laufvergnügen.
Nicht umsonst verzeichnen Bergläufe und Trails noch immer steigende
Teilnehmerzahlen, während viele Stadtläufe um ihre Existenz kämpfen. Doch die Berge haben ihre
Tücken. Wetterwechsel kommen oft plötzlich und unerwartet. Deshalb tut die
richtige Ausrüstung Not, denn sie kann Leben retten.
Oberbekleidung
Short oder lange Tight?
Unterm Dach!?
Extremitäten
Ausrüstungsliste

Überlange Trails bringen den Läufer an die
Grenzen seiner Leistungsfähigkeit.
Das Wichtigste am Trail in den Bergen
ist eine gründliche Vorbereitung, körperlich und generell. Mach dich mit der
Strecke vertraut.Wie hoch geht es hinauf? Gibt es Ausstiegsmöglichkeiten? Welchen
Schutz bietet der Streckenverlauf? Eine regelmäßige Kontrolle der Wetterprognosen
in der Woche vor dem Start hilft bei der Beurteilung der Wetter- und Streckenbedingungen
ebenso wie ein blick auf die Homepage des Veranstalters.
Doch auch Prognosen sind nur Prognosen
und keine Garantie. Deshalb empfehle ich:
Sicherheitsreserven einbauen!
Beispiele gefällig? Sowohl der LGT in
Liechtenstein, als auch der Kaisermarathon in Tirol führen nicht in extreme
Höhen, kratzen nicht mal annähernd die 2000m-Marke. Trotzdem erlebte ich
2009, dass ein Großteil der Finisher beim LGT dank eingefrorener Finger
nicht mehr selbst ihren Chip vom Fuß lösen konnten. (siehe:
Der
LGT-Marathon 2009) Am nächsten Tag erlebte ich einen herrlichen
Sonnentag beim Wandern in den Bergen.

Helfer lösen den Chip im Ziel des LGT 2009.
Beim Kaisermarathon 2009 stand ich
praktisch schon gemütlich unter der Dusche, als Thomas kurz vor dem Ziel in
ein Unwetter geriet (siehe
Bericht auf laufspass.com). Er erreichte,
in Rettungsdecken gehüllt, gerade noch das Ziel auf der Hohen Salve.

Aufkommendes Unwetter beim Kaisermarathon
2009
Bei Trails über Ultradistanzen sind die
Unabwägbarkeiten natürlich entsprechend größer. Den
Grand Raid im Juni 2009
startete ich bei strahlendem Sonnenschein, erlebte im Rennverlauf Regen,
Nebel und Hagel. Zum Glück hatte ich bereits das Ziel erreicht, als ein
Schneesturm in den Bergen Todesopfer forderte.

Hagelkörner in der Mercantour

Bis zum Nachmittag herrschte strahlender
Sonnenschein, dann kippte das Wetter schlagartig.

Heftiger Regen treibt die Athleten in den
Schutz der Zelte.
Oberbekleidung
Die Auswahl der Oberbekleidung erfolgt
immer anhand der zu erwartenden Bedingungen am Renntag. Auch wenn es sehr
warm ist, gilt es zu bedenken, dass die Sonneneinstrahlung in Höhenlagen
erheblich sein kann. Deshalb im Zweifelsfall aufs Singlet verzichten und zum
T-Shirt greifen.
Statt langer Ärmel empfehle ich
flexibler einsetzbare Ärmlinge, wie sie im Radsport schon lange gebräuchlich
sind. Ein Netzhemd unterm dünneren Shirt ist klimatisch besser geeignet als
nur eine dickere Lage und man bleibt flexibel.
Verzichtet nur selten
auf das Mitführen einer wetterfesten Laufjacke. Überlegt Euch alternative
Schutzmöglichkeiten. In
Extremsituationen sind herkömmliche Laufjacken ungeeignet.
Das dünne Material durchnässt bei Regen, klebt am Körper und kann in diesem
Zustand nicht mehr schützen, wenn kalter Wind und Regen am Körper zehren.
Windchill
Der Windchill gibt
die "empfundene" Temperatur, abhängig von der
Windgeschwindigkeit wieder. Hier wird berücksichtigt, dass bei
zunehmenden Wind Temperaturen kälter gefühlt werden.
Wind-Chill-Tabellen geben eine Übersicht der gefühlten
Temperatur in Abhängigkeit von realer Temperatur und
Windgeschwindigkeit.
Mittlerweile wird
in Fachkreisen zwischen gefühlter Temperatur und "Windchillindex"
unterschieden. Das liegt an den differenziert beurteilten
Parametern.
Wer es genau wissen will, dem empfehle ich eine kanadische HP:
Windchill
Beispiele:
Temperatur: 5 °C; 40 km/h Windgeschwindigkeit
gefühlte Temperatur: - 8,5 °C
Windchillindex: - 0,7 °C
Temperatur: 0°C; 75
km/h Windgeschwindigkeit
gefühlte Temperatur: - 19,8 °C
Windchillindex: - 9,6 °C
|
Die Zahlen sprechen für sich, die
Konsequenzen darf jeder für sich selbst ziehen.
Oft höre ich, wasserdichte
Laufjacken seien nicht atmungsaktiv. Doch Atmungsaktivität wird auch ein hoch entwickeltes Material bei Regen nicht bieten können, da Diffusion
nur durch
den Ausgleich der Luftfeuchtigkeit von Innen nach Außen funktioniert.
Short oder lange Tight?
Die Muskulatur ist im Ruhezustand zu 18
% an der Wärmebildung im Körper beteiligt. In Extremfällen kann dieser
Anteil auf bis zu 90 % ansteigen. Zunächst spannen sich die Muskeln an, dann
beginnen sie zu zittern.
Bei Bergmarathons erreicht man die Höhe
meist erst gegen Ende des Rennens. Der Körper ist erschöpft, ausgepumpt. Ist
er nun zunehmend Kälte ausgesetzt, wirds problematisch. Zunehmend
erforderliche Wärmebildung, dazu die Belastung im Gelände, ggf. noch
Dehydrierung. Es drohen Krämpfe, Frieren, die Leistungsfähigkeit sinkt
extrem, gerade jetzt, wo sie erforderlich ist.
Deshalb gilt: Gerade bei kritischen
Witterungsbedingungen nicht an die Grenzen gehen, Reserven behalten. Und den
Körper vor Auskühlung schützen! Also im Zweifelsfall der knie- oder
knöchellange Tight den Vorzug geben. Geht auf Nummer sicher.
Unterm Dach!?
Der Kopf ist anfällig für
Temperaturschwankungen, gibt immens Wärme ab, glüht, wenn es heiß ist,
friert, wenn eisige Winde wehen. Zudem ist er in der Höhe einer starken
Sonneneinstrahlung ausgesetzt.
Deshalb sollte im Hochgebirge eine
Kopfbedeckung nie fehlen. Eine geeignete Kopfbedeckung schützt, bei Kälte
genauso wie bei hohen Temperaturen. Sie lässt sich nass machen (im Bach oder
an der Verpflegungsstelle), um zu kühlen, ein Schirm hält die
Sonneneinstrahlung von Gesicht und Augen, mit einem Schutz versehen auch vom
ggf. sonnenempfindlichen Nacken.
Eine gute Alternative zur Schirmmütze
stellt u. U. das Schlauchtuch dar. Es nimmt nur wenig Platz weg, ist
vielseitig verwendbar, wärmt auch die Ohren, lässt sich ohne Probleme auch
am Handgelenk transportieren. Gerade bei niedrigen Temperaturen gehört das
bunte Schlauchtuch zu meiner Pflichtausrüstung, auf dem Kopf, um den Hals,
unter der Mütze, einfach überall, wo es gebraucht wird.
Extremitäten
Wer hatte beim morgentlichen
Marathonstart nicht schon frostige Finger? Auch in den Bergen gehören
zumindest leichte Handschuhe eingepackt. Und sie schützen nicht nur vor
Kälte, sondern auch bei einem Sturz im Gelände, wie ich schon ab und an
freudig erfahren durfte.
Wer mich kennt, kennt auch mein Faible
für Handschuhe. Mein Motto: Für jede Gelegenheit die passenden Handschuhe.
Mehr darüber findet ihr unter
Handschuhe - die Qual der Wahl!
Ausrüstungsliste:
Was sollte beim Trail/Berglauf im Gepäck
nicht fehlen? Hier kommt eine kleine Ausrüstungsliste:
Pflaster |
Blasenpflaster |
Mobiltelefon (geladen) |
Trillerpfeife |
Notration (Essen; Getränk) |
Rettungsdecke |
Stirnlampe (Batterien) |
Sonnencreme |
Lippenpflege |
Gamaschen |
Taschenmesser |
Ersatzkleidung |
Photoapparat |
Elastische Binde |
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Natürlich ist
nicht für jeden Trail oder Berglauf immer die volle Ausrüstung
erforderlich. Wägt sorgfältig ab, was ihr entbehren könnt, bzw.
dabei haben müsst! |
* laufkultur.de betont: Jeder Läufer
ist für sich und seine Ausrüstung selbst verantwortlich! Laufkultur.de übernimmt
keine Haftung. Achtet vor allem auf die Hinweise oder Vorgaben der Veranstalter. |