Ultra-Habicht contra Greif, Steffny & Co.
Das Projekt sub 3!
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Das Märchen aus 1000 und einer Ausrede
S

Finish beim Metropolmarathon 2011 (damals in
3:45 Std.)
Das Projekt
Das Jahr 2011 begann für mich fatal. Eine
Schultereckgelenkssprengung setzte mich für
mehrere Wochen außer Gefecht. Die Saisonvorbereitung war dahin und so stand
die Jahresplanung 2011 für mich recht schnell:
Das Jahr
2011 sollte ein "Ruhejahr" werden.
Statt knapp 1000
Wettkampfkilometern wie in den vergangenen Jahren plante ich nur knapp 400
km ein. 3 Marathons, 3 Ultras, das sollte genügen.
Meinen letzten Wettkampf meldete
ich für Ende August mit dem
Mountainman in der Schweiz. Danach musste
ich mich verstärkt um den Job mit einigen Reisen und mein Privatleben
kümmern. Doch in mir brodelte es. Denn das Jahr 2011 sollte ohne echtes
Highlight recht früh bereits enden. Zudem stellte ich mit Blick in die
Statistik fest, dass ich bislang 74 Marathons/Ultra-marathons gefinished
habe.
Schnell stand die Entscheidung
fest. 2011 will ich Jubiläum feiern. Und irgend etwas Besonderes soll es
dafür schon sein. So entwickelte ich in den letzten Wochen eine Idee, die
ich bislang nie hatte und eigentlich auch nie haben wollte.
Marathonbestzeit will ich laufen, möglichst unter 3 Stunden.
"Paradoxon sub 3"
Kann man etwas wollen, das man gar
nicht will?
Diese Frage stellte ich mir in den
letzten Wochen hin und wieder. Denn eigentlich hatte ich in den letzten
Jahren nie beabsichtigt, meine Zeit für die magischen 42,195 km zu
verbessern. Die sind immer einfach "gefallen", zuletzt
2008 in Berlin,
als ich, vom UTMB regenerierend, kurzfristig persönlichen Pacemaker für 3:10
Std. spielte und dabei - immer fleißig photographierend - am Ende selbst
meine bis heute schnellste Zeit lief. Die Uhr blieb damals bei 3:07:11 Std.
stehen.

Nach gut 3 Std. durchs Brandenburger Tor.
Seitdem bin ich keinen Marathon
mehr schneller als 3:45 Std. gelaufen. Und so kann ich bis dato nie eine
wirkliche Antwort auf die Frage nach meiner Bestzeit geben.

Fünf mal 3:45 Pacemaker beim
Metropolmarathon... meine schnellste Zeit der vergangenen 3 Jahre.
Habe ich eine Chance?
Seit 3 Jahren keinen schnellen
Marathon mehr gelaufen, seit 2 Jahren keinen flotten Halben und schon gar
keine Kurzstrecken. Die Frage ist deshalb berechtigt, ob es möglich ist,
sein Tempo von 5:20 min/km einfach so auf 4:15 min/km zu erhöhen? Vor allem,
wenn man praktisch kaum Ahnung und noch weniger Erfahrung hat, wie schnell
das überhaupt ist.
Die Vorbereitung
Einen Trainingsplan hatte ich noch
nie. Die Herren Greif oder Steffny kenne ich nur aus Erzählungen und
Forenberichten. Weshalb sollte ich deshalb ausgerechnet jetzt einen Plan
erstellen? Das bedeutet natürlich nicht, dass ich völlig planlos an Ziele
herangehe. So stellte ich Anfang September einen Projektplan "Sub 3" auf:
Nach rund 70
Wochenkilometern von Mai bis August reduzierte ich das Training
im September deutlich und lief nur noch knapp 50 km in der
Woche. Mehr war weder gewollt noch wirklich drin.
Auf
Tempoeinheiten habe ich, seitdem ich laufe, fast völlig
verzichtet. Das wollte ich auch so weiter handhaben. Abgesehen
von einem 10-km-Training auf der Bahn, bei dem ich km-Zeiten von
knapp schneller als meiner geplanten km-pace von 4:15 testete,
lief ich nur noch einen schnellere Einheit, rund 1:35 Std. über
eine Strecke von 22 km.
Natürlich
musste ich mich noch für eine Veranstaltung entscheiden. Leichte
flache Strecken, dazu ein großes Teilnehmerfeld, in dem man sich
auch bei hohem Tempo gut ziehen lassen kann, schloss ich sofort
aus. Übrig blieb ein profilierter Landschaftsmarathon mit
überschaubarem Teilnehmerfeld. Davon gibts im Oktober nicht sehr
viele aber doch noch den richtigen.
Nachdem ich
synthetische Nahrungsergänzung weder mag noch vertrage, muss es
auch ohne gehen. Dagegen möchte ich natürlich meine Kamera mit
über die Strecke schleppen, das ist Ehrensache.
Und noch einen
Luxus gönne ich mir. Der
Lionheart mit dem Hut will mich
begleiten. Ich hoffe, von seiner Tempo-Erfahrung profitieren zu
können. |
Damit sind die Rahmenbedingungen
klar und abgesteckt.

Zusammen mit Anton beim Obermainmarathon.
Mentale statt körperliche
Vorbereitung?
"Die mentale Stärke ist
entscheidend" - "Du musst nur wollen!" - "Der Kopf macht den Unterschied
zwischen Sieg und Niederlage!"
So oder zumindest so ähnlich lauten
die Parolen renommierter Motivationsgurus. Doch als ausgebildeter
Mentaltrainer weiß ich sehr gut, dass es komplizierter ist. Denn schon die
Frage nach dem "tatsächlichen Ziel" ist meist nicht so leicht beantwortet.
Und so fand meine mentale
Vorbereitung ein jähes Ende. Ich stolperte über die Frage, ob ich
tatsächlich sub-3-h laufen will. Weshalb sollte ich urplötzlich etwas
wollen, was mich noch vor Kurzem nicht im Geringsten bewegte? Schöne und
erlebnisreiche Läufe, die Natur und mich spüren, das waren bislang meine
primären Ziele und sind es noch immer. Mich auf eine Zeit von unter 3
Stunden einzuschwören wäre somit Selbstbetrug und damit zum Scheitern
verurteilt.
So habe ich meine Ziele nicht
wirklich verändert, das "mich spüren" jedoch mit dem anstehenden schnellen
Lauf verknüpft. Welche Zeit nun wirklich dabei herausspringt werden wir
sehen, durch harte Fakten im Ziel und natürlich als untrügliches Gefühl
schon während des Laufes.

Gefühle sind oft die wahren Beweggründe für
außerordentliche Leistungen, wie hier beim
Mauerweglauf 2010!
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