Der Swiss Irontrail 2012
Die Analyse (Verpflegung und Gletscher)!
Die Analyse (Wetter/Markierung)
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Fehlstart
Einen Tag später blicken wir schon
wesentlich cooler auf die Ereignisse (nicht nur wegen Sonnenbrille und
Drink)
Verpflegung
Klar, jedem Teilnehmer waren die
Verpflegungsstellen bekannt. Und jeder von uns trug auch einen Rucksack mit
sich, den er entsprechend hätte beladen können. Trotzdem fand ich die
Verpflegungsstelle auf dem Gipfel des Piz Nair absolut unzureichend.
Gerade in der Nacht und hoch oben
in den Bergen ist ein warmer Tee und eine Kleinigkeit zu Essen Balsam auf
die Seele. Und im Falle von schlechtem Wetter - wie es ja auch tatsächlich
eingetreten ist - baut etwas Warmes körperlich und mental immens auf.
„Zitat aus
dem Gästebuch des Irontrails:
J.U.:
...
An der Gipfelstation kam ich um 23.10 Uhr an, ging kurz rein.
Dort waren ca. 30 Leute, die irgendwie keine Anstalten machten
weiterzugehen. Einige in Aludecken eingewickelt, es gab 2
Wolldecken. Getränke nur kalt (Wasser/Iso, ein paar Riegel).
Ich habe mir das so 10 Minuten angeschaut und dachte, wenn ich
noch lange hier bleibe fange ich an auszukühlen. Auf der
Toilette versuchte ein schlotternder Koreaner sich seine
Lebensenergie mit einem Händetrocknerfön zurückzublasen -
vergeblich.
... |
Das kalte Wasser, das mir bei den
niedrigen Temperaturen gereicht wurde, genügte mir nicht. Körperlich
vielleicht schon, aber für den Kopf nie und nimmer. Gerade mit der
Rennunterbrechung konfrontiert, hätte ich viel um einen Tee oder zur Not
auch eine Cola gegeben. Doch kaltes Wasser kam gerade in Strömen vom Himmel,
da war es, abgefüllt in Flaschen, nicht sonderlich willkommen.
Ein guter Trail lebt in meinen
Augen auch von vorbildlicher Verpflegung. Wir Läufer sind bis zu 56 Stunden
ununterbrochen auf den Beinen. Da hat Essen noch eine größere Bedeutung als
"Aufnahme von Brennwerten". Es baut auf, gibt Kraft, streichelt die Seele.
Und es muss über die meisten
Verpflegungsstellen angeboten werden. Jeder Körper ist anders und benötigt
im anderen Rhythmus und zu anderen Zeiten seine Nahrung. Das sollte
beherzigt werden.
Trailverpflegung in Frankreich.
Auch ohne üppige Zusatzverpflegung schon reichlich schwer.
Irontrail 2012.
Gletscher!
Bereits vor dem Start war klar,
dass eine der Herausforderungen des Irontrails nicht würde gelaufen werden
können. Die Querung des Gletschers auf der Diavolezza sei aufgrund von
Niederschlägen unmöglich geworden.
„Mitteilung
auf Facebook am 4. Juli:
Gletscher
können nicht begangen werden!
Niederschläge führen dazu, dass die Gletscher glitschig werden.
Aus Sicherheitsgründen hat daher die Rennleitung entschieden,
von Morteratsch über Valletta da Diavolezza auf die Diavolezza
gemäss Variante "blau" zu laufen. Auf der Diavolezza wird ein
Verpflegungsposten Typ C eingerichtet. |
Fraglich ist, ob ein Trailrun
wirklich über ein längeres Stück Gletscher führen muss. Die Begehbarkeit ist
wohl immer schwierig vorherzusagen. Und ob ein Trailschuh jederzeit
ausreichend ist? Ich hätte im Zweifelsfall Yaktrax mit dabei gehabt, doch
wer noch außer mir?
Ich gestehe, ich kenne Gletscher
hauptsächlich aus den arktischen Gefilden Islands oder Spitzbergens. Doch
problematisch empfinde ich immer den meist sehr steilen Zu- oder Abstieg
über die Seitenmoräne, die unter dem Dreck häufig noch glatt vereist ist.
Die Querung wäre zu einem recht frühen Zeitpunkt des Rennens gewesen bei
noch recht dichtem Starterfeld. Macht das dann Sinn?
„Zitat aus
dem Gästebuch des Irontrails:
J.U.:
Also als direkt Betroffener (T201) melde ich mich mal zu Wort.
Die Gletscherpassage schon am Mittwoch abzusagen und durch die
Alternativroute auf die Diavolezza zu ersetzen war die richtige
Entscheidung. Mehrere Läufer, die die Route in den Tagen zuvor
begangen haben sprachen von blankem Eis. Den Start auf die
verkürzte Strecke um 16.00 Uhr zu schicken war sicherlich eine
schwere Entscheidung von Tuffli Events, nach den mir
vorliegenden Informationen jedoch richtig.
... |
Zu überlegen ist, ob es nicht
geschickter ist, eine gletscherfreie Strecke zu planen, die dann auch mit
ausreichender Sicherheit so gelaufen werden kann.
Mir ist klar, dass dann eines der
Highlights der Strecke fehlen wird. doch vielleicht findet sich ja eine
Strecke, die nahe am Gletscher vorbei führt oder diesen nur kurz berührt.
Fazit:
Der Irontrail ist für den gut
vorbereiteten und seriösen Trailrunner eine tolle Herausforderung.
Vermutlich missbrauchten einige Teilnehmer die Veranstaltung in persönlicher
Selbstüberschätzung.
Aber auch das OK um Andrea Tuffli
hat seine Hausaufgaben alles andere als perfekt gemacht. Überraschend
eigentlich, wenn man die bekannte Schweizer Perfektion und Organisation zu
schätzen weiß, die eine Reihe wirklich herausragender Sportereignisse
hervorgebracht hat.
Der Irontrail sollte in vielen
Bereichen künftig das Maß aller Dinge darstellen. Doch ein wenig mehr
Bodenständigkeit hätte der Auftaktveranstaltung gut zu Gesicht gestanden.
Doch sie hat auf alle Fälle eine zweite Chance verdient.
Hoffentlich haben alle Beteiligten,
Sportler wie auch Veranstalter, gelernt! Denn aus den eigenen Fehlern lernt
sich bekanntlich am Besten. Und das ist die Grundlage dafür, dass wir alle
uns im kommenden Jahr auf einen tollen Irontrail freuen dürfen.
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