
Freude am Essen ist
toll, gut ernährt läuft´s besser

Der Querläufer
Neulich bei meinem Lieblingsmetzger in
Dechsendorf. Vor mir gibt eine Kundin ihre Bestellung auf: „Ham´s noch a
weng an fedn Bauch?“ Mit dem Essen ist das so eine Sache – was schmeckt,
ist meistens nicht gesund. Und obwohl es Diäten an jeder Ecke gibt, gab
es noch nie so viele Essgestörte, Übergewichtige und Falschernährte.
Doch die guten alten Zeiten lassen auch den Querläufer noch schwärmen,
als es bei der Oma noch den fetten Schweinebraten gab, die Torte mit
guter Butter gebacken wurde und die Sahne im Kaffee alles andere als
„light“ war. Könnt Ihr Euch noch daran erinnern?
„Und an Markknochen zum Auskochen.“,
holt mich eine Stimme aus meinen Gedanken. Die Verkäuferin ist
freundlich und flink. Wie sieht es heutzutage aus? Bist du jung,
männlich und isst eher unregelmäßig? Single? Deine tägliche
Nahrungsaufnahme findet bevorzugt an Orten statt, die mit „M“ anfangen:
Mama, Mensa, Metzger, McD? Deine Ernährungsberatung fing im Kindergarten
an. Nein, eigentlich schon früher – in der Schwangerschaft. Wir lernen
von Ernährungswissenschaftlern, wie ein gesundes Frühstück auszusehen
hat: Körnerbrot, Salatblatt, eventuell Gurke und dann gesunde Wurst oder
Käse. Ein absolutes No-Go ist ein Toastbrot mit Nutella oder eine
Dampfnudel mit Vanillesauce. Und vom Schinken schneiden wir den
Speckrand ab.

„A weng a Speckwurst wär ned schlechd.
Gibt´s heit Blut und Leberwürst?“ Aha, die Klassiker, denke ich mir. Das
dauert wohl noch etwas. Zurück zum Haselnussbrotaufstrich. Dummerweise
schmeckt der aber so gut. Boris Becker hat es uns im Fernsehen erklärt.
Immerhin war er jahrelang die Nummer Eins auf der Tennisweltrangliste.
Der Schoko-Nuss-Brotaufstrich ist gesund und bei regelmäßigem Verzehr
kommst du damit ganz nach oben. Natürlich wissen wir alle, dass man
nicht alles glauben darf, was im Fernsehen kommt. Denn es steckt weder
in der Milchschnitte die Extraportion Milch, noch in den Fruchtgummis
die wichtigen Vitamine – blöd nur, dass diese Dinge uns schmecken. Und
der Hunger ist bei mir wie ein wilder Tiger: Wenn er mich packt, lässt
er mich nicht mehr los. Mir knurrt der Magen, und das Verlangen nach
Nahrung wühlt in meinen Eingeweiden.
„Darf es noch etwas sein?“ „Ja, dann
nehm´ ich noch a paar Schweinsfüß und zwa Schweinsohren mit.“ Klingt
nicht gerade nach der Atkins-Diät. Kommen wir jetzt noch mal zurück zur
Ernährungsberatung. Nach jahrelanger Beschulung durch die Medien müsste
sich doch der Erfolg zeigen. Genau das Gegenteil ist der Fall. Noch nie
gab es so viele übergewichtige Kinder, noch nie gab es so viele junge
Menschen mit Essstörungen. Der gebetsmühlenartig durch die Medien
wabernde Spruch „Think global, eat local“ wurde bislang zwar als
T-Shirt-Aufdruck gern gekauft, aber im Einkaufskorb der meisten Leute
ist er nicht angekommen. Wen wundert’s, wenn man Meldungen liest, dass
in England immer mehr Appartements ohne Küchen gebaut werden. Kinder
haben keine Ahnung, ob sie gerade in einen Kohlrabi oder in einen Apfel
beißen. Sie glauben, dass Bären Milch und lila Kühe gefleckte Schokolade
produzieren. Wo soll der Bezug zu heimischen Lebensmitteln denn
herkommen?
Ich bin dran. Die Verkäuferin wartet
auf meine Bestellung: „150 Gramm von der Nuss.“ Oder nehme ich doch
lieber von der Oberschale? Mein Lieblingsmetzger hat den besten
Schinken. Der Querläufer weiß genau, was gesund für ihn ist und er weiß,
was ihm schmeckt. Viele gesunde Gerichte esse ich richtig gerne, andere
jedoch absolut nicht. Wenn dann ab und zu einmal etwas Ungesundes dabei
ist, eine „Schwarzwälder Kirschtorte“ etwa, dann habe ich keine sündigen
Gedanken. Der hat leicht reden, werdet ihr denken. Na klar. Es kommt
immer auf die Menge an. Man muss es ja nicht übertreiben. Und die
Bewegung steht an vorderster Stelle. Darauf ein Leberkäs – Weckla von
meinem Metzger: Das schmeckt!
Run happy and smile!
Euer Querläufer
Jochen Brosig
Röttenbach, den 03. Juni 2011
|