Sassförkle ist überwunden, es geht leicht
bergab. doch wer glaubt, er wäre schon im Ziel, sieht sich bei der Ankunft
in Malbun getäuscht. Wenige Meter vom Ziel entfernt führt die Strecke auf
die schöne Höhenrunde um den Malbuner Talkessel. Und die liegt einige
Höhenmeter über dem Ziel. Es heißt also noch mal krabbeln.
Man kann die Grillwurst fast riechen, wenn
man an der Kapelle Malbun erreicht. Doch vor der Belohnung liegen noch 5
harte Kilometer.
Vom Sassfürkle aus kann man es
laufen lassen. Eher gemäßigtes Gefälle führt hinunter nach Malbun. Ich nehme
wieder Schwung auf, schnappe mir diejenigen wieder, die der Verpflegung
nicht so intensiv zusprachen und mich da passierten.
Km 35 bis 37 gehts bergab nach Malbun, das
Ziel ist jetzt in greifbarer Nähe, doch längst nicht erreicht.
Am Kirchle in Malbun warten wie
immer zahlreiche Zuschauer und Begleiter. Ich versuche, das eine oder andere
Photo zu machen, vergeblich.
Km 37: Ich habe eiskalte
Waschfrauenfinger!
Meine Finger sind erstens kalt und
zweitens so aufgeweicht, dass ich keinen Druckpunkt mehr auf dem Auslöser
verspüre. Jedes Auslösen ist mehr oder minder nur noch Zufall. Zudem laufen
Sucher und Linse zunehmend an. Schade!
Dafür verkündet der Sprecher im Tal
gerade den Einlauf von Denise, ein Blick auf die Uhr beweist mir, sie hat
ein klasse Rennen hingelegt. Das gibt auch mir ordentlich Schwung für die
letzten Kilometer.
Malbun liegt im Talkessel, malerisch (heute
sind es eher Wasserfarben).
Jedes gelungene Photo ist Glückssache. Alles
ist beschlagen und meine Finger finden den Auslöser nicht mehr.
Meine Finger sind zwar klamm, meine
Beine hingegen noch topfit. Ich fliege wie selten zuvor ums Tal. hefte mich
an den Läufer in der orangenen Regenjacke vor mir. Probleme macht nur der
allerletzte Anstieg. Eine kurze Gehpause und dann geht es wirklich nur noch
bergab. Ich bin nicht mehr zu bremsen, schenke jedem Streckenposten meine
Dankesworte. die machen heute einen harten Job... Danke!
Im Gegensatz zu den Fingern sind meine Beine
noch in Ordnung.
Ich fliege auch über die letzten kurzen
Rampen,...
dafür verzittere ich die letzten Bilder. Selbst das Zielphoto misslingt und
verschwimmt im Regen.
Ich bin im Ziel. Ich habe es
geschafft! Der Regen und die Kälte trieb mich vorwärts und so bleibe ich
noch deutlich unter 4 Std. und 30 Min., nahe an meiner Zeit aus dem Jahr
2005.
Wir bekommen freundliche
Unterstützung beim Entfernen des Chips. Mit den klammen Fingern wäre heute
wohl so mancher dabei gescheitert. Doch dafür erhält dann jeder sein
Finishergeschenk. Die gibt es hier immer noch erst im Ziel. So darf jeder
stolz auf sein Shirt und das tolle Präsent - wie immer ein Kristall von
Swarowski - sein.
Im Ziel!
Das Entfernen des Chips übernimmt ein
freundlicher Helfer.
Beim LGT gibts noch echte Finishershirts
und -präsente!
Ich nehme mir nur kurz Zeit für
zwei drei Bilder von hinter mir ankommenden Läufern, dann zwingt mich die
Gesundheit unter die Dusche. Das Duschzelt war übrigens in der Nacht im
Sturm eingestürzt. Trotzdem bekam ich meine heiße Dusche, ein Dank den
unermüdlichen Helfern.
Auch im Ziel regnet es unaufhörlich. Die
liebevoll angebrachten Flaggen aller teilnehmenden Nationen gehen unbeachtet
im Regen unter.
Zwei schnelle Bilder vom Zieleinlauf,...
dann, den Effektenbeutel geschnappt,...
an den verlockenden Grillwürsten vorbei zur Dusche!
Von der Dusche gehst schnellen
Schritts ins Veranstaltungszelt. Meine Zähne schlagen schlotternd
aufeinander, mir gelüstet es nach einem "Stoßdämpfer" in Form eines Kuchens,
dazu einen wärmenden Kaffee. Mir kommt ein strahlender Martin Schedler
entgegen. Eigentlich wollte er nur ein gutes Rennen laufen, eine Empfehlung
für die Berglauf-WM im Herbst abgeben, vielleicht eine Top10-Platzierung
erringen. Stolz verkündet er Platz 2 hinter Jonathan Wyatt, berichtet von
einem genialen Lauf, von seinen Gels, die er durchfroren und nass kaum
geöffnet bekam und ist begreiflicherweise nicht zu bremsen. Ich freu mich
aufrichtig mit ihm. Er ist noch jung, mit Potential, ein Diamant, den es zu
schleifen gilt.
Martin strahlt über seinen Platz 2
Ich bin rechtzeitig zur
Siegerehrung, die gerade eben beginnt. Martin muss also los, auch ich
versuche, im Gedränge der "Profiphotographen" einen günstigen Platz zu
erwischen.
Siegerschecks, Blumen, Präsente, Gratulanten
und Photographen
Vor allem aber strahlende Sieger (von
links)
Youngster Martin Schedler - Seriensieger Jonathan Wyatt - Oldie Thomas
Engeli
Bei den Damen geht es entspannter
zu: Die Dritte Claudia Landolt fehlt bei der Ehrung leider. doch die
anwesenden siegreichen und hübschen Frauen stehen den Männern im Strahlen in
nichts nach:
Tanja Amiet gewinnt mit knapp 3 Minuten
Vorsprung vor Liz Hawker
Liz (links) hatte hingegen nur 10
Sekunden vor der leider hier fehlenden Dritten, Claudia Landholt
Jonathan Wyatt verfehlte seinen
Streckenrekord und die 3-Std.-Marke, siegte jedoch mit deutlichem Vorsprung.
Martin Schedlers Zeit von 3:11 Std. ist angesichtes der Bedingungen aller
Ehren wert. Er distanzierte den Sieger aus dem Jahr 2003, Thomas Engeli
ebenfalls klar um 10 Minuten.
Ein Kopf-an-Kopf-Rennen um Platz
zwei lieferten sich Liz Hawker und Claudia Landholt. Die Beiden trennten am
Ende nur 10 Sekunden, rund drei Minuten hinter der Siegerin Tanja Amiet.
Die Vierte, Denise Zimmermann, und Jonathan
Wyatt beim fröhlichen Plausch.
Jonathan, ein Star zum Anfassen, ist immer
für ein gemeinsames Bild zu haben!
Was bleibt vom Jubiläumslauf?
Dem Veranstalter die Erkenntnis,
dass er sich auch bei widrigen Bedingungen auf seine Starter und vor allem
auf das unermüdliche Publikum verlassen kann.
Den Finishern die Gewissheit, dass
sie/er gestärkt in die nächsten Rennen gehen kann. Denn wer sich heute
durchgebissen hat, den kann nurmehr wenig schrecken.
Schade, der 10. LGT Alpin Marathon
hätte einen schöneren Rahmen verdient gehabt. Doch nach Regen folgt
bekanntlich Sonnenschein. 2011 wird eine prächtige Veranstaltung werden!
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