
8.
Heroldsberger Straßenlauf
Es ist Sommer. Vögel
zwitschern. Die Sonne scheint. Der Eismann klingelt. Fliegen surren
gegen die Fensterscheibe. Eiswürfel klirren im Glas. Der Himmel ist
blau. Mein Nachbar links schaltet den Rasenmäher an. Die Luft über der
Hauptstraße flimmert. 30 Grad im Schatten. Zum Rasenmäher gesellt sich
die Kreissäge vom Nachbarn rechts. Ich setze ein kühles Glas
Apfelschorle an meine Lippen. Das erfrischende Nass perlt meine Kehle
hinab. Endlich ist Sommer. Viertes Wochenende im Juli – was macht man
da? Tagsüber im Freibad schwimmen. Logisch. Und abends? Grillen, was
sonst? Nein, wir Läufer kennen keine Gnade für die Wade. Heute ist
Straßenlauf in Heroldsberg. 10 KM.

Böllerschüsse am Rathaus von
Heroldsberg. Helmut hat sich mit mir ganz vorne eingereiht. Auf den
ersten 4,5 KM steigt die Strecke stetig an. 100 Höhenmeter. Von nun an
geht´s bergab. Aufwärts sind wir eine Dreiergruppe. Helmut, ein junger,
schnittiger Kerl und ich. Der führende Thomas Heller ist schon aus
meiner Sichtweite. Zu schnell für uns. Gleich führt der Weg bergab. Dann
geht die Post ab!

Durch Kleingeschaidt, danach
rechts ab. Kurz an der Wasserstelle erfrischt. Weiter auf Waldwegen
beständig bergab. Ich lasse es laufen. Konzentration. Bitte nicht
stolpern. Es ist heiß. Das Thermometer zeigt knapp über 30 Grad. Laufen
bei Hitze kann zu Dehydration und Kreislaufzusammenbrüchen führen, sagt
mein innerer Schweinehund. „Nicht nachlassen, immer weiter!“, halte ich
dagegen. Solche Rennen werden im Kopf entschieden.

Gestählt für solche mentalen
Kraftakte werde ich auf meiner Terrasse. Im gepolsterten Liegestuhl.
Meine Frau steht dann vor mir. In der linken Hand einen Eiskaffee, in
der rechten den Erdbeerkuchen mit Sahne: „Jetzt komm. Lass es heute doch
mal“, sagte sie. „Es ist noch zu früh, warte doch bis abends“, schlägt
sie vor. Wenn es dann abgekühlt, kommt es noch besser: „Jetzt ist es eh
schon zu spät.“ Mit dem langstieligen Löffel des Eiskaffees piekst sie
dabei in eine Eiskugel. Stark bleiben! Wer es schafft, sich in solchen
Momenten loszureißen, ist mental bestens auf alle Herausforderungen
vorbereitet. Im Sommer beginnt das Training auf der Terrasse. Leicht und
beschwingt schwinge ich mich in solchen Situationen aus dem Liegestuhl.
„Stell schon mal ein Radler kalt!“

Doch hier ist weit und breit
nichts Flüssiges in Sicht. Die letzte Verpflegung war bei KM 5,8. Wir
kommen aus dem Wald heraus, es läuft wieder auf Asphalt. Dort unten
liegt das Ziel. Gleich geschafft. Noch fordert die Strecke vollste
Konzentration. Kräfte mobilisieren heißt es. Erfrischende Gedanken
beflügeln meinen Gang: Ein großes Glas Apfelschorle. Eiskalt. So kalt,
dass die Feuchtigkeit an den Rändern kondensiert. Eine Zitronenscheibe
schwimmt darin. Immer mehr Zuschauer säumen den Weg durch Heroldsberg
bis ins Ziel. Der Zielsprecher und die Zuschauer am Ziel sind zu hören.
Die letzten 500 m ziehen sich, ich spüre meine Oberschenkel. Ich gebe
noch einmal Gas. Die letzten Meter gehen an mich. Erster Platz an der
Sonne!

Eine Fata Morgana? Nein, ich
bin im Ziel. Trinken! Duschen! Abkühlen! Vierter Platz mit großem
Vorsprung vor meinem Verfolger. Helmut auf Platz 3. Ich bin zufrieden.
Jetzt hol´ ich mir ein Eis! Also liebe Lauffreunde, 2010 heißt es auch
für Euch: Ab nach Heroldsberg!

Run happy and smile!
Jochen Brosig
Röttenbach, den 25.Juli 2009 |